Im Rahmen der Milchwirtschaftlichen Jahrestagung 2025 der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar e.V. (Milag) wurden 20 Betriebe für ihre hervorragende Milchqualität geehrt. Die Auszeichnungen wird alle 2 Jahre in Zusammenarbeit mit den zwei ansässigen rheinland-pfälzischen Molkereien Arla Foods Deutschland GmbH und Hochwald Foods GmbH vergeben. Ziel ist es, die kontinuierlich hervorragende Arbeit der rheinland-pfälzischen und saarländischen Milchkuhbetriebe auszuzeichnen.
Der Vorsitzende der Milag, Kammerpräsident Ökonomierat Michael Horper, begrüßte zahlreiche Gäste aus Landwirtschaft, Molkereiwirtschaft, Politik, Handel und Verbraucherberatung in der Kulturhalle Rheinböllen. In seiner Ansprache betonte Horper die Bedeutung der Milag als verbindendes Netzwerk innerhalb der Branche: „Die Milag leistet einen wichtigen Beitrag für die gesamte Wertschöpfungskette Milch. Da bei uns alle Bereiche – von der Erzeugung über die Verarbeitung und den Handel bis hin zum Verbraucherschutz – vertreten sind, führen unsere konstruktiven Diskussionen dazu, dass fachlich fundierte und verlässliche Informationen rund um die Milch weitergegeben werden können.“
Herausforderungen und Perspektiven der Milchwirtschaft im Fokus
Im Rahmen der Tagung wurden auch aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Milchwirtschaft diskutiert. Stefan Fiedler, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e.V., schilderte die Belastungen, mit denen viele landwirtschaftliche Betriebe derzeit konfrontiert sind: „Die Ängste auf den Betrieben vor Tierseuchen wie der Blauzungenkrankheit oder der Maul- und Klauenseuche sind groß. Gleichzeitig erschwert eine zunehmende Bürokratie – häufig in Form von Doppeldokumentationen – die tägliche Arbeit.“ Fiedler betonte, dass die steigenden gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft nur dann erfüllbar seien, wenn die Politik verlässliche und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen schaffe: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur heimischen Nutztierhaltung. Ebenso wichtig ist es, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit die Milch wieder in der Mitte der Gesellschaft zu verankern.“
Auch Ökonomierat Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V., plädierte für einen grundlegenden Wandel in der agrarpolitischen Haltung: „Neben der Ernährungssicherung, die wir in Deutschland noch gewährleisten können, übernehmen unsere Betriebe Aufgaben im Bereich des Naturschutzes und tragen gesellschaftliche Verantwortung. Wenn politische Rahmenbedingungen jedoch unzuverlässig oder langwierig sind, führt das zu mehr Verwaltungsaufwand und weniger Handlungsspielraum.“

Ein emotionaler Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt der 3. Milchkönigin Rheinland-Pfalz-Saar, Anne Schmillen, die über ihre Rolle als Botschafterin der Branche sprach: „Die Landwirtschaft ist zäh, stark und herzlich. Mit Erklärungen, was hinter unserer Arbeit steckt, kann man viel bewegen – denn Veränderungen beginnen im Kopf.“ Für Schmillen ist das Amt der Milchkönigin weit mehr als ein Titel: „Ich möchte Brücken bauen zwischen den Menschen. Wir alle sind Teil von etwas Größerem – denn Milch ist mehr als nur ein Getränk.“
Alexander Welsch, Geschäftsführer des Bauernverbandes Saar e.V., berichtete über die aktuelle Situation im Saarland. Die Ernte fiel nicht zufriedenstellend aus: „Insbesondere die Getreideernte war durch den verregneten Juni nicht kostendeckend. Der stabile Milchpreis ist derzeit die wichtigste Stütze für unsere landwirtschaftlichen Betriebe.“ Er unterstrich zugleich die Bedeutung einer aktiven Kommunikation: „Milch ist unsere Hauptwertschöpfung, doch Öffentlichkeitsarbeit darf dabei nicht vernachlässigt werden. Wer gesellschaftliche Akzeptanz will, kann sie nicht allein über das Thema Ernährungssicherheit gewinnen.“
Zum Abschluss betonte die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau) die hohe Verantwortung, die hinter der Produktion von Lebensmitteln steht: „Gute und sichere Lebensmittel sind keine Selbstverständlichkeit. Hinter ihrer Verfügbarkeit steht viel Arbeit – erschwert durch Wetterextreme, Tierseuchen und Schädlinge. Ein wertschätzender Umgang mit Lebensmitteln und der Verzicht auf Verschwendung sollten selbstverständlich sein.“ Die Ministerin würdigte die ausgezeichneten Betriebe als Vorbilder für nachhaltiges und wirtschaftliches Handeln: „Diese Auszeichnungen zeigen, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen müssen. Nur so bleiben wir zukunftsfähig und stark – auch für die kommenden Generationen.“
Festvortrag „Rund um Milch – Verbraucherwahrnehmung und Wissenswertes“

Als Gastrednerin berichtete Heike Troue, Vorständin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. über eine nicht-repräsentative Straßenumfrage mit 318 Teilnehmenden von Mitte 2025 in Rheinland-Pfalz. Hierbei beleuchtete die Verbraucherzentrale wie Milch und Pflanzendrinks in der Verbraucherwahrnehmung abschneiden. 42% der Menschen gaben an, immer zu Milch und Milchprodukten zu greifen, 40% wählen mal die Milch und mal den Pflanzendrink und nur 18% entscheiden sich ausschließlich für die pflanzlichen Variationen. Die Milch erhielt im Schnitt 3,8 von 5 Sternen, Pflanzendrinks nur 2,8. Geschmack und ökologische Fragen spielen bei der Entscheidung im Supermarkt dabei die Hauptrolle. Die wertgebenden Bestandteile der Milch, wie z.B. Calcium, Jod, Eiweiß und B-Vitamine, und ihre Aufgaben im Körper kennen die wenigsten Menschen. Deshalb sind sie auch nicht relevant bei der Entscheidung für oder gegen die Milch. Hier könnte die Branche nach Schätzungen der Verbraucherzentrale noch mehr aufklären und werben, um zu zeigen wie wertvoll die Milch für die menschliche Ernährung ist.
Auszeichnungen für hervorragende Milchqualität
Die Menschen auf den Milchkuhbetrieben arbeiten zusammen mit ihren Tieren 365 Tage im Jahr an der Produktion hochwertiger Milch. Neben fundiertem Wissen rund um Landwirtschaft, Tierhaltung, Natur und Umwelt, dem Einhalten von hohen Qualitätsstandards, der schnellen Anpassungsfähigkeit an äußere Bedingungen (z.B. Wetter, Gesetze) braucht man dazu viel Leidenschaft für die tägliche Arbeit. Alle zwei Jahre ehrt die Milag deshalb in Kooperation mit den Molkereien Arla Foods Deutschland GmbH und Hochwald Foods GmbH 20 Milchkuhbetriebe, die im vorangegangen Jahr Rohmilch in hervorragender Qualität an ihre jeweilige Molkerei geliefert haben.
Die Kriterien wurden 2023 gemeinsam mit dem Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar e.V. überarbeitet und erweitert. Neben Gesundheitsmerkmalen stehen nun auch vermehrt Nachhaltigkeitskriterien im Fokus.
Milchwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar
Die Milchwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar e.V. (kurz: Milag) ist eine Vereinigung laut Milch- und Fettgesetz, die die Interessen ihrer zahlreichen Mitglieder vertritt. Dazu gehören neben den bäuerlichen Vereinigungen, dem Genoverband inkl. der Molkereien, dem Landeskontrollverband, dem Fachverband Westdeutscher Milchwirtschaftler und der Landwirtschaftskammern auch die Verbraucherzentralen sowie der Handelsverband Südwest (LEH). Hauptaufgabe der Milag ist die Öffentlichkeitsarbeit und Verbraucherberatung zu Milch und Milchprodukten und die Unterstützung der Milchkuhbetriebe in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die Umsetzung erfolgt durch Vorträge, Projekte sowie gezielte Aktionen und richtet sich an Endverbraucher, Schulen und Kitas sowie an Multiplikatoren. Außerdem stellt die Milag über ihre Social Media-Kanäle allen Interessierten Milchinformationen mit Hilfe von Fotos, Videos und Sachinformationen zur Verfügung.
Im Südwesten gibt es auch Milch!
Rheinland-Pfalz ist berühmt für seinen Wein, manche denken auch an den Gemüsegarten Deutschlands. Das Saarland bringen viele mit Bergbau und Tourismus in Verbindung. Dass sich gerade in den Regionen Bliesgau, Eifel, Hunsrück, Südpfalz, Taunus, Westerwald und Zweibrücken Milchkühe heimisch fühlen, fällt erst auf den zweiten Blick auf. 1.460 Betriebe mit insgesamt über 103.559 Kühen wirtschaften im Südwesten von Deutschland. Im Schnitt leben also 71 Kühe auf einem Hof. 1 Die Betriebe sind in der Regel familiengeführt und ernähren mehrere Generationen. Neben den zwei großen Molkereien Arla Foods Deutschland GmbH und Hochwald Foods GmbH, die in Rheinland-Pfalz ansässig sind und international arbeiten, existieren auch immer mehr kleine Hofmolkereien, die regional Trinkmilch, Joghurt oder Käse herstellen und verkaufen.
Kenndaten zur Milchwirtschaft in Rheinland-Pfalz und dem Saarland Molkereiunternehmen:
Arla Foods Deutschland GmbH, Niederlassung Pronsfeld, 54597 Pronsfeld: Tochterunternehmen der Arla a.m.b.a. und 5. größte Molkerei Deutschlands (Stand 2023)
Hochwald Foods GmbH, 54424 Thalfang (Mutter: Hochwald Milch eG, 54424 Thalfang): 4. größte Molkerei in Deutschland mit 2 Niederlassungen in RLP (Thalfang und Kaiserslautern) (Stand 2023)
An den rheinland-pfälzischen Standorten Kaiserslautern, Pronsfeld und Thalfang der Molkereien Arla und Hochwald werden jährlich knapp 2,0 Mrd. kg Milch verarbeitet.