Das Web-Seminar „Bewertung von Rezyklaten in Lebensmittelverpackungen“ von InnoForm vermittelt drei zentrale Aussagen:
1. Gesetzliche Rahmenbedingungen und Herausforderungen für Rezyklate in Lebensmittelverpackungen
Die EU schreibt ab 2030 einen Mindestanteil von 10 % Rezyklat in allen Lebensmittelverpackungen vor, für PET-Flaschen sogar 30 %. Christian Kirchnawy erläuterte, dass aktuell nur PET-Flaschen im geschlossenen Kreislauf als „suitable technology“ zugelassen sind. Für andere Kunststoffe wie Polyethylen oder Polypropylen gibt es noch keine zugelassenen Recyclingprozesse, was die Zielerreichung erschwert.
Ein Beispiel: Während PET-Flaschen durch Pfandsysteme gut rückverfolgbar und dekontaminierbar sind, ist dies bei Joghurtbechern aus Polypropylen nicht der Fall, da sie schwerer zu sortieren und zu reinigen sind.
2. Technische und analytische Hürden
Die Sicherheitsbewertung von Rezyklaten ist komplex. Es wird gezeigt, wie anhand von Challenge-Tests Recyclingprozesse bewertet werden: Kunststoffe werden gezielt mit Modellsubstanzen kontaminiert und nach dem Recyclingprozess auf Rückstände untersucht. Besonders bei Polyolefinen (z. B. Flaschenkappen) ist die Migration von Schadstoffen ins Lebensmittel deutlich höher als bei PET, weshalb die Grenzwerte kaum einzuhalten sind.
Ein Beispiel aus dem Webseminar: Bei recycelten, bedruckten Folien wurden nach dem Recyclingprozess mutagene Substanzen nachgewiesen, die vorher nicht nachweisbar waren – ein Risiko, das durch Druckfarben und Pigmente entsteht.
3. Innovationen und Praxisbeispiele
Die neue EU-Verordnung ermöglicht „Novel Technologies“, also Recyclingverfahren, die noch nicht vollständig zugelassen sind, aber unter strengen Auflagen bereits eingesetzt werden dürfen. Es wurde gezeigt, dass viele Unternehmen diese Möglichkeit bisher vor allem für Kosmetikverpackungen nutzen, da die gesetzlichen Anforderungen dort weniger streng sind als bei Lebensmitteln.
Ein Praxisbeispiel: Rezyklate aus Novel Technologies werden aktuell für Shampoo-Flaschen und nicht für Joghurtbecher eingesetzt, weil die Exposition und damit das Risiko geringer ist.
Fazit und Ausblick
Das Webseminar zeigte, wie anspruchsvoll die Integration von Rezyklaten in Lebensmittelverpackungen ist – von der Gesetzgebung über die Analytik bis zur praktischen Umsetzung. Wer wissen möchte, wie sich die Branche weiterentwickelt, welche Innovationen kommen und wie Unternehmen die Herausforderungen meistern, sollte das nächste Webseminar nicht verpassen oder die Aufzeichnung ansehen.