Bildquelle: Interessengemeinschaft Privater Milchverarbeiter Bayerns e.V.
Branche
Quelle: Interessengemeinschaft Privater Milchverarbeiter Bayerns e.V.

Fachlicher Austausch und Zukunftsfragen

Von l.n.r: Oliver Stäbler (MAN), Christian Schramm (IPMB) Dr. Michael Houben, Michael Beier, Marco Litzrodt (alle MAN), Quelle: eigene Aufnahme

Im Fokus einer von der Interessengemeinschaft Privater Milchverarbeiter Bayerns e.V. am 23. September 2025 an der LfL in Grub ausgerichteten Fachveranstaltung standen aktuelle Fragen der Milchverarbeitung, Tiergesundheit, Nachhaltigkeit und Logistik. Experten stellten neueste Entwicklungen vor und diskutierten deren Auswirkungen für die Branche. Unter den Teilnehmern fanden sich Vertreter zahlreicher Unternehmen und Organisationen, darunter die FH Kiel, das LKV, die LfL, MAN sowie namhafter Molkereien wie Alpenhain, Milchwerke Berchtesgadener Land, Bayernland, Gebrüder Woerle, Meggle, Moers Frischeprodukte, frischli, Jäger, SalzburgMilch, Gropper, Bechtel, Bergader, Müller und Zott.

Milchbezahlung im internationalen Vergleich

Zum Auftakt gab Prof. Dr. Holger Thiele (FH Kiel, ife Institut) einen Überblick zu international angewendeten Modellen der Milchbezahlung. Er stellte heraus, dass weltweit durchaus unterschiedliche Bewertungsansätze zum Einsatz kommen.

Während sich Fett- und Eiweißgehalte weitestgehend als zentrale Güte-Kriterien etabliert haben, spielen zunehmend auch Nachhaltigkeitsprogramme und Sonderqualitäten eine Rolle. Für Deutschland sei in den kommenden Jahren mit einer stärkeren Gewichtung von Inhaltsstoffen und spezifischen Zuschlägen zu rechnen, während volumenbasierte Modelle an Bedeutung verlieren dürften.

Tierseuchen im Fokus

Im Anschluss stellte Dr. Ulrike Sorge aktuelle Entwicklungen im Bereich der Tierseuchen vor. Diskutiert wurden u.a. jüngste MKS-Fälle, das Screening zur Infektiöse Bovine Rhinotracheitis (IBR) sowie Vorkommen von Bovine Virus Diarrhoe (BVD) in Bayern. Besonders die Blauzungenkrankheit (BTV-3) beschäftigt weiterhin die Betriebe, denn – trotz zuletzt steigenden Fallzahlen bleibt die Impfquote in Bayern niedrig.

Sorge warnte vor neuen Krankheitsbildern wie der Lumpy Skin Disease und betonte die Bedeutung konsequenter Biosicherheitsmaßnahmen: „Prävention, frühzeitige Erkennung und Nachverfolgbarkeit (Tracing) sind entscheidend, um Tiergesundheit und Milchlieferketten abzusichern.“

Nachhaltigkeit: Der IDB-Rechner im internationalen Kontext

Einen weiteren Schwerpunkt setzte Dr. Monika Zehetmeier (LfL), die den „IDB-Rechner“ der LfL vorstellte. Das Tool baut auf einem Vollkostenrechner auf und dient heute der Erfassung und Reduktion von Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft, basierend auf dem internationalen IDF-Standard.

Der Rechner soll Landwirten praxisnahe Beratung ermöglichen und zugleich bei gängigen Berichtspflichten unterstützen. Neben der internationalen Vergleichbarkeit stehen auch Themen wie Biodiversität, Wasser- und Energieeinsatz sowie ökonomische Bewertungen von Vermeidungsmaßnahmen auf der Agenda künftiger Entwicklungen.

„Wir brauchen Instrumente, die Brücken schlagen zwischen globalen Richtlinien und den praktischen Anforderungen der Betriebe“, so Monika Zehetmeier.

Antriebstechnologien der Zukunft in der Milchlogistik

Die Tagungsteilnehmer diskutieren neueste Entwicklungen der Milchsammellogistik (Quelle: eigene Aufnahme)

Den Abschluss bildeten Vorträge aus der Industrie von MAN Truck & Bus SE: Dr.-Ing. Michael Houben sowie Michael Beier & Oliver Stäbler präsentierten neueste Entwicklungen in der Schwerlastlogistik. Im Mittelpunkt standen emissionsfreie Antriebssysteme. Während der eTruck mit einem Wirkungsgrad von rund 75 Prozent als besonders effizient gilt, befinden sich Wasserstoff- und Brennstoffzellenantriebe noch in Kleinserien. Praktische Fragen wie Reichweiten, Ladeinfrastruktur und Wirtschaftlichkeit wurden ebenfalls beleuchtet: Die Anschaffungskosten eines eTrucks liegen zwar aktuell bei den doppelten Kosten eines Diesel-LKW, sie können sich aber durch geringere Betriebskosten nach einigen hunderttausend Kilometern amortisieren.

Eine weitere wichtige Neuerung betrifft die Milcherfassung in Restriktionsgebieten bei Tierseuchen: Gemeinsam mit MAN wurde ein Fahrzeug entwickelt, das die bei der Betankung entstehenden Abluftgase vollständig dem Motor zuführt und dort verbrennt. Damit wird verhindert, dass potenziell virenbelastete Luft ungefiltert entweicht. Dieses System ist erst seit wenigen Wochen offiziell freigegeben und stellt einen wichtigen Baustein dar, um auch unter Seuchenbedingungen eine sichere und kontinuierliche Milcherfassung zu gewährleisten.

Fazit

Die Veranstaltung machte deutlich, wie vielfältig die Herausforderungen und Chancen für die Milchwirtschaft sind: von globalen Märkten und Tiergesundheit über Klimaschutzinstrumente bis hin zu zukunftsfähigen Logistiklösungen. Getreu dem Motto „aus der Praxis, für die Praxis“ unterstrich die Interessengemeinschaft Privater Milchverarbeiter Bayerns e.V. mit dem Forum seinen selbst gesetzten Anspruch, fachlichen und praxisnahen Austausch von Molkerei-Vertretern innerhalb der Milchwirtschaft zu ermöglichen.

 

Verwandte Artikel

ZuivelNL

ZuivelNL: KW 41

Butter-Notierung behauptet sich...
Markt

Mopro als Preisdämpfer

Zucker und Milch wurden im September deutlich "billiger"...
Fromi Im Mini-Format

Fromi Im Mini-Format

Das Argental Sortiment erhält Zuwachs .......
Fromi Feines Bieraroma

Fromi Feines Bieraroma

Im Grenzgebiet zwischen Burgund und Champagne ......
Fromi Verfeinert mit Wein

Fromi Verfeinert mit Wein

Aus dem Herzen Burgunds stammt der Affiné au Chablis .......
Markt

Innovation ohne Ende

Womit sich Molkereien international beschäftigen...
Nach oben scrollen