Das abgelaufene Geschäftsjahr 2024 war für die Hohenloher Molkerei und ihre Milcherzeuger wiederum ein äußerst erfolgreiches, genau genommen nach 2023 das zweiterfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte. Insbesondere war 2024 das 3. Jahr in Folge mit Milchpreisen über 52 Cent bei 4,2 % Fett. Dies erklärte Geschäftsführer Martin Boschet (Foto: Hohenloher Molkerei) anlässlich der Generalversammlung der Genossenschaft am 27. Mai in Wolpertshausen.
Mit 446,4 Mio. kg wurde die historisch höchste Milchmenge im Werk in Schwäbisch Hall verarbeitet. Das waren 10,8 Mio. kg oder 2,5 % mehr als im Vorjahr. Davon stammen 433,2 Mio. kg von den Mitgliedern, auch ein neuer Rekord. Sie haben 10,4 Mio. kg oder 2,5 % mehr Milch geliefert.
Im Geschäftsjahr 2024 wurde ein Umsatz von 352 Mio. Euro erwirtschaftet. Das waren 6,3 Mio. Euro bzw. 1,83 % mehr als im Vorjahr. Der Umsatzanstieg war höheren Absatzmengen und teilweise auch höheren Produktpreisen geschuldet.
Laut Boschet hat sich das Geschäftsmodell der Hohenloher Molkerei mit einem hohen Verwertungsanteil im Handelsmarkenbereich, noch dazu mit regional ausgeprägter Vermarktung im deutschen LEH/Discount, erneut als robust und vorteilhaft erwiesen.
Leider werde zunehmend auch Milch, egal ob Frischmilch oder H-Milch, zu Aktionspreisen offeriert und die Verbraucher nehmen die Angebote dankend an. Für das Unternehmen bedeutet das ein Auf und Ab bei Produktion, punktuell erheblich höhere Mengen in der Lagerhaltung und hohe Anforderungen im Bereich Logistik. Bei Konsummilch mussten ab Januar 2024 in einem sich abkühlenden Gesamtmarkt Preisreduzierungen akzeptiert werden, zur Jahresmitte konnten die Preise dann wieder erhöht werden. Da aber im Jahr 2023 im Durchschnitt deutlich höhere Preise herrschten, fällt das Minus erheblich aus.
Bei Versandmilch und Butter ist es ab der zweiten Jahreshälfte 2024 zu kräftigen Preiserhöhungen gekommen.
Maßgeblich trägt zum Erfolg der Hohenloher Molkerei seit Jahren die Verlässlichkeit bei. Boschet: „Wir sind hoch flexibel, können schnell reagieren und sind auch in der Lage bei Kunden auszuhelfen, wenn andere nicht liefern können, dies tun wir auch aktuell im Großraum Berlin mit Frischmilch“.
Milchpreis 2024
Der voll erwirtschaftete Milchpreis der Hohenloher Molkerei für das abgelaufene Geschäftsjahr liegt im Durchschnitt aller Milchqualitäten bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß bei brutto 57,01 Cent/kg inkl. 8,96 % Mehrwertsteuer. Netto entspricht dies 52,32 Cent/kg bei 4,2 % Fett.
Bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß liegt der konventioneller Milchpreis im Durchschnitt aller Qualitäten bei 51,78 Cent/kg netto. Der Vorsprung gegenüber Baden-Württemberg beträgt 1,77 Cent, gegenüber Bayern 2,30 Cent und die hessischen Mitglieder dürfen sich über einen Vorsprung von 4,88 Cent freuen.
Für Biomilch beträgt der Standardmilchpreis in der Hohenloher Molkerei bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß netto 57,23 Cent/kg, dies entspricht brutto 62,36 Cent/kg.
Forderungen an die Politik: Kalkulierbarkeit, Steuern, Bürokratie
Boschet ging auch auf der Generalversammlung 2025 wieder auf politische Themen ein, die das Umfeld der Genossenschaft prägen. Wachstum könne nur gelingen, wenn Unternehmen, Handwerker, Landwirte, Mittelständler und große Konzerne wieder daran glauben, dass es lohnenswert ist, hier zu bleiben und hier zu investieren und nicht im Ausland, sagte Boschet. Dazu brauche es veränderte und vor allen Dingen verlässliche Rahmenbedingungen, die nicht ständig im Nachhinein geändert werden.
Die um sich greifende Überregulierung, die Bürokratie, ständig neue Vorgaben und teils völlig unsinnige Verordnungen auch aus Brüssel müssten hinterfragt werden.
Boschet: „Wir bekennen uns in der Hohenloher Molkerei zu Nachhaltigkeit, zu Klimaschutz, aber wir hinterfragen ausdrücklich, was man mit den nachfolgenden Bürokratiemonstern eigentlich in Brüssel erreichen will:
Tethered Cap – angebundene Deckel, kompletter Blödsinn im Nachhinein
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), gehört komplett gestrichen
Einwegkunststofffondsgesetz, national völlig unausgegoren, kostet unserer Genossenschaft im Ernstfall über 2 Mio. Euro und damit einen halben Cent Milchpreis
Europäische Taxonomie-VO
NIS 2 – KRITIS-Dachgesetz, sinnvoll aber die Frage sei erlaubt ob es uns vor Cyberangriffen wirklich schützt
EUDR – Entwaldungsfrei-Verordnung, unausgegoren, mehr Fragen als Antworten, Chaos vor dem Start schreibt die LZ“.
Die dringendsten Herausforderungen lägen aber auf einem anderen Feld, sagte Boschet: „Wir benötigen dringend steuerliche Entlastungen für alle Arbeitnehmer. Weiterhin ist es auch für uns als energieintensives Unternehmen von zentraler Bedeutung, dass unsere Hauptenergieträger Strom, Erdgas und Diesel bezahlbar und kalkulierbar bleiben. Ansonsten verlieren wir auch im EU-Binnenmarkt unsere Wettbewerbsfähigkeit.“
Ganz wichtig ist Boschet die Stärkung des Tierhaltungsstandortes Deutschland anstatt der Tolerierung des Abwanderns der deutschen Nutztierhaltung ins Ausland.
Die Hohenloher Molkerei, betonte Boschet, lehne jegliche regulatorischen, von Brüssel initiierten Eingriffe in die Vertragsfreiheit und in genossenschaftlichen Grundprinzipien der Selbstverwaltung ab – „Die Stellung der Milcherzeuger in der Wertschöpfungskette Milch wird durch Artikel 148 nicht gestärkt, im Gegenteil, es ist sogar zu befürchten, dass durch zusätzliche Kosten und Unwägbarkeiten die Position der Landwirte beeinträchtigt wird.“
Hohenloher Molkerei 2024
Konsummilch
Der Absatz bei H-Produkten hat sich um 7,4 Mio. kg oder 2,7 % auf 269,1 Mio. kg reduziert. Insgesamt ist der Konsummilchmarkt in Deutschland ebenfalls geschrumpft.
Die Produktionsmengen bei Frischmilch „länger haltbar“ und bei Milchfrischprodukten haben sich um 7,6 % bzw. 5,0 Mio. kg auf 70,6 Mio. kg erhöht.
Butter und Sahneprodukte
Der Butterabsatz hat sich 2024 um 1,5 % oder 159 t auf 10.712 t leicht reduziert. Der Absatz von frischer Schlagsahne und Sauerrahmerzeugnissen hat sich in Summe deutlich erhöht. Insgesamt wurde der Sahneabsatz um 45 % oder 724.000 kg auf 2,33 Mio. kg erhöht. Der Absatz von Sauerrahmprodukten wurde um 12,8 % gesteigert.
Versandmilch
Das Versandmilchgeschäft wurde aufgrund größerer Milchmengenausgeweitet. Insgesamt gingen 63,1 Mio. kg Milch (inkl. Konzentrat) in den Versand zu in- und ausländischen Kunden. Insgesamt 12,5 Mio. kg oder 24,6 % mehr als im Vorjahr.
Vegane Produkte
Nachdem 2023 mit der Herstellung von Haferdrinks gestartet wurde, konnte der Absatz im Jahr 2024 mit 6,8 Mio. kg beinahe verdoppelt werden.
Investitionen in die Marktposition
Auch im Jahr 2024 investierte die Hohenloher Molkerei wieder in verschiedene Projekte, um die Genossenschaft in Zukunft langfristig wettbewerbsfähig und unabhängig zu halten.
Die Investitionsmaßnahmen in Höhe von 8 Mio. Euro wurden komplett mit Eigenmitteln finanziert und zeigen klar auf, dass wir auf hohem Level weiterinvestieren. Die Abschreibungen beliefen sich im Jahr 2024 auf 6,5 Mio. Euro, damit 1,5 Mio. mehr als im Vorjahr.
Der Schwerpunkt der Investitionstätigkeiten lag im Erwerb neuer Abfülltechnologie für H-Milch im Zusammenhang mit Tethered Cap, eine neue UHT-Infusionsanlage, ein neuer Dampfkessel mit 10 t Leistung, ein Palettierroboter für die Butterei und ein komplett neues Labor um die wichtigsten Projekte zu nennen.
Die Zahl unserer Mitarbeiter hat sich im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr von 186 auf 187 Beschäftigte erhöht.
Planungen für das laufende Jahr
Im Juni ist Baubeginn für einen neuen Betriebsraum, der dann ab 2026 mit neuen Separatoren, Erhitzern und einer neuen Steuerung versehen wird. Im Bereich haltbare Milchprodukte wird eine weitere Abfülllinie von Tetra Pak installiert, im Bereich UHT-Erhitzung eine neue Linie von GEA, die 24.000 Liter Milch in der Stunde verarbeiten kann. Bereits in Betrieb gegangen ist eine neue Prozesslinie, um Sauermilchgetränke herzustellen. Parallel werden aktuell die Kühlraumkapazitäten erweitert.
Vorstand und Aufsichtsrat haben für 2025 ein Gesamtbudget von 15 Mio. Euro für Zukunftsinvestitionen beschlossen. Die Planungen für einen erneuten Hallenneubau in der Raiffeisenstraße 4 werden intensiviert und das Baugesuch wird aktuell vorbereitet. Im Jahr 2026 erhält die Genossenschaft die an Gasti vermieteten Produktions- und Hallenflächen zurück. Dieses Areal gilt es dann bis spätestens 2030 zukunftsorientiert zu entwickeln.