
In einer Analyse der Lieferkettenberatung Kloepfel Consulting hat sich ein interessanten Muster in Trumps Zollpolitik ergeben. US-Präsident Trump rechtfertigt seine geplanten „reziproken Zölle“ regelmäßig mit angeblich unfairen Handelspraktiken anderer Länder – oft unter Berufung auf konkrete Prozentwerte. Die Auswertung von Kloepfel Consulting zeigt: Die Höhe der angekündigten Strafzölle orientiert sich offenbar an einem simplen Indikator – dem Handelsbilanzdefizit der USA mit dem jeweiligen Land, gemessen als Prozentsatz der US-Importe. Die Gegenzölle entsprechen dabei meist etwa der Hälfte dieses Defizitwerts. Diese Systematik lässt sich bei Ländern wie China, der EU, Vietnam oder Taiwan beobachten.
Kritik: Dieser Ansatz ist ökonomisch äußerst verkürzt. Internationale Handelsbeziehungen sind komplex – mit sektoralen Unterschieden, tiefen Wertschöpfungsketten und strategischen Partnerschaften. “Eine rein bilanzbezogene Sichtweise greift zu kurz und birgt erhebliche Risiken für die globale Wirtschaftsordnung”, erklärt Dr. Stephan Hofstetter, Partner Kloepfel Consulting Schweiz. Hinzu kommt: Selbst wenn Trump durch Strafzölle eine Rückverlagerung der Industrieproduktion in die USA erzwingen will – den USA fehlen Fachkräfte, Ausbildung und technologische Basis, um dies realistisch umzusetzen.
