Dr. Werner Motyka von der Munich Strategy (rechts im Bild mit Dirk Lenders, LZ Redakteur und profilierter Moderator des Kongresses) fordert Marke und Handelsmarke begrifflich auf Augenhöhe zu stellen.
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Molkerei-Kongress
Quelle: molkerei-industrie

Bio, Alternativen und Protein bleiben die Treiber

Enrico Krien, Nielsen IQ, präsentierte wieder die aktuellen Zahlen, Fakten und Entwicklungen im Mopromarkt. Laut Krien zeigte sich die Branche im letzten Jahr allerdings weniger innovativ. So ist, mit Ausnahme der proteinreichen Molkereiprodukte, die Zahl der Neuvorstellungen In allen Produktkategorien gesunken. Nach 31 Prozent im letzten Jahr liegt der Anteil neuer Erzeugnisse bei den sogenannten Mopro-Alternativen im Sortiment nun bei 17 Prozent. 2022 zählten die Marktforscher insgesamt 922 Neuvorstellungen. 2023 waren es „nur“ noch 568. Umsatzseitig waren die Bios (1,5 Mrd. €, + 4,4 Prozent), die Mopro-Alternativen (1,1 Mrd. €, + 7,1 Prozent) und die proteinreiche Produkte (750 Mio. €, + 18,5 Prozent) einmal mehr die Treiber. Aktuelle Zahlen bis März 2024 zeigen einen Aufwärtstrend bei der weißen Linie (Platz zwei mit 15 Mrd. Umsatz beim Gesamtumsatz Food) und der gelben Linie (Platz  vier mit 10,7 Mrd. Umsatz). Während die Preise für Lebensmittel insgesamt um 24 Prozent höher lagen als 2020, sind die Preise für Molkereiprodukte sowohl in der weißen wie in der gelben Linie um 3rnd ein Drittel gestiegen. Aufgrund des starken Preisanstiegs gewinnen hier Promotionen und Handelsmarken weiter an Bedeutung. Mittlerweile werde die Qualität der Handelsmarken von der Mehrheit der Konsumenten als gleichwertig angesehen, so die Einschätzung des Marktforschers.

Unter der Headline „Nachhaltige Zukunftsperspektiven und Herausforderungen in der Molkereiindustrie“ diskutierten Karsten Schmal (Vizepräsident DBV), Dr. Marcel Hahne (Vice President Sales, Arla Foods Deutschland), Prof. Dr. Holger Thiele (Vorstand ife) und Henrik Wiedenroth (Consultant Einkauf bei Lidl Deutschland) aktuelle Themen. Dabei durfte natürlich die von Bundeslandwirtschaftminister Czem Özdemir angekündigte Umsetzung von Artikel 148 GMO nicht fehlen. Für Thiele würde dies eine extreme Systemänderung bedeuten. Er sieht in der Scharfstellung des Paragraphen kein Nullsummenspiel, sondern eine weitere Belastung mit Absicherungs- Bürokratie- und Anwaltskosten. „Der Staat muss sich hier nicht einbringen, der Markt funktioniert“; brachte Thiele es auf den Punkt. Damit gingen auch Hahne und Schmal konform.  „Die Agrarpolitik ist geprägt von politischen Fehlentscheidungen. Die Quotenregelung war eine Entscheidung, die Wachstum so nicht mehr möglich gemacht hat. Volatilitäten haben trotzdem zugenommen und genau so sehe ich das auch bei 148. Er wird nicht halten was man sich davon verspricht“, so Schmal. Die Hoffnung sei groß, dass der Entwurf noch lange in den Ressorts hängen bleibt und nicht umgesetzt wird.

Marke, Handelsmarke oder beides?

Dr. Werner Motyka (Partner bei Munich Strategy) befasste sich mit dem Thema „Marke, Handelsmarke oder beides? Strategische Optionen für die Milchwirtschaft neu beleuchtet“. In Anbetracht der Marktanteile sei es an der Zeit „Marke & Handelsmarke“ auch begrifflich auf Augenhöhe zu bringen. In einer Studie wurden 136 deutsche Unternehmen aus der Nahrungs- und Genussmittelbranche untersucht. Hier zeigte die Milchwirtschaft im Vergleich zu anderen Sektoren der Foodbranche einen Rückstand in der Ertragskraft und liegt in der Wachstumskraft im Mittelfeld. Die Erträge der Milchwirtschaft erodieren in allen Größenklassen; Handelsmarken-Spezialisten wachsen am stärksten. „Handelsmarken sind 2022 buchstäblich durch die Decke gegangen, liefern aber auch die schlechtesten Renditen ab“, so Motyka. Die deutsche Milchwirtschaft sei eine Dreiklassengesellschaft, aufgeteilt in 12 Prozent High Performer, 29 Prozent Kompaktklasse und 59 Prozent Low Performer.

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