mi-Meinung: - Kommentar: Heuser: Kein Wettbewerb in der Branche? - Klartext: Milchwirtschaftsrevolution 4.0

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mi | mi-Meinung Unser Autor: Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer, Milchindustrie- Verband (MIV) Agrarpolitik wird bekanntlich in Berlin und Brüssel gemacht, während die deutsche Wettbewerbspolitik an sich Sache des Bundeswirtschaftsministeriums ist, wobei dieses Ministerium sich dafür aber allzu gern auch des Bonner Bundeskartellamts bedient. Dies war die Ausgangslage im Verwaltungsverfahren gegen eine große deutsche Molkerei, bei der das Amt die Beziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien untersuchen sollte. Halten wir kurz Rückschau. Seit fast 130 Jahren, dem Beginn der Industrialisierung der 4 4 2017 | moproweb.de Kein Wettbewerb in der Branche? Das Bundeskartellamt hat sich vergaloppiert Die Mundt’sche Zäsur Milchwirtschaftsrevolution 4.0 Die Bundesrepublik schafft sich nicht ab, wie manche sagen, nein sie erfindet sich nur nach fast 70 Jahren komplett neu. Sieben Jahrzehnte Wohlstand und wirtschaftlicher Erfolg sind, das verspüren Sie bestimmt auch so, nun wirklich zur Qual geworden. Da wird es höchste Zeit, die Weichen neu zu stellen. Der Erkenntnis folgt in diesem, unserem Land der Tüchtigen die sofortige entschlossene Umsetzung. Regierung und Parteien in Bund und Ländern haben einen multidimensionalen, Milchverarbeitung, kaufen deutsche Molkereien ihre Rohmilch direkt beim Erzeuger. Meistens ist dies genossenschaftlich organisiert, mehr als 60 Prozent der deutschen Rohmilch werden von Genossenschaften erfasst. Ähnlich direkt beziehen auch die Privaten ihre Verarbeitungsmilch. Gleiches wird übrigens in der ganzen Welt so veranstaltet. Und niemand scheint sich an dieser über einen so langen Zeitraum geübten Praxis zu stören. Leider kamen dann aber seit 2007, als die Exposition des Binnenmarktes gegenüber dem Weltmarkt – politisch gewollt! – spürbar wurde, die Milchpreiskrisen. Die Marktverwerfung von 2015/2016 war bei weitem nicht die Erste und wird auch nicht die Letzte bleiben. Wohlgemerkt waren und sind alle diese Marktverwerfungen globaler Natur und nicht einseitig nur von einem einzigen Land verursacht, mag dessen Milcherzeugung auch noch so groß sein. Eine relativ kleine Bauernorganisation führte als Reaktion auf Erlösverfall Beschwerde gegen ihre Molkerei, mit dem Vorwurf, die Lieferbeziehung sei unfair. Nach einigen Jahren folgte dann die Eröffnung des Verwaltungsverfahrens durch das Kartellamt, das am 13. März für die ganz große Überraschung sorgte: Nach Ansicht der Wettbewerbshüter machen die deutschen Molkereien fast alles falsch. Das Risiko des Marktes bleibe alleine beim Erzeuger, so die Bonner Beamten, und der Wettbewerb sei flach. Der Fachmann reibt sich die Augen: Jahrzehntelang kämpfen Molkereien intensiv über ihre Einkaufskonditionen um Landwirte. Ganze Liefergruppen wechseln, mit der Folge, dass zuweilen Betriebsstätten stillgelegt werden müssen. Ausländische Molkereien erobern Marktanteile, nicht an der Ladentheke sondern an der Melkmaschine. Dennoch findet aus Sicht des Kartellamts kein Wettbewerb statt… Wer oder was treibt eigentlich die Bonner Behörde? Gerade erst wurde der Kuchen beim Einzelhandel neu verteilt, die Stücke wurden noch größer. Und nun wird unterstellt, dass 80 deutsche Molkereien nicht im Wettbewerb stünden. Keiner, der auch nur die geringsten Branchenkenntnisse besitzt, glaubt, dass der Milchpreis aufgrund der Empfehlungen der Bonner Wettbewerbshüter steigen wird. Die deutschen Molkereien stehen alle untereinander und mit dem Ausland im völligen Wettbewerb. Wer dafür die Rahmenbedingungen ändern will – auch als Überzeugungstäter – möge bitte nach Brüssel gehen, ansonsten landet er in Luxemburg vor Gericht. in der Eile konzeptuell noch etwas suboptimalen, Ansatz gewählt, um die gebotene Veränderung schnellstmöglich voran zu bringen. Verbrennungsmotor, Verpackung, Zuwanderungs, Energie-, Euro- und Europapolitik sind nur einige der vielen Stellschrauben, an denen sich ein Heer von Beamten und Politikern eifrig zu schaffen macht. Auch das Bundeskartellamt mischt fleißig mit, denn es hat erkannt, dass das Genossenschaftswesen als fast 130 Jahre alter Blödsinn ja nun wirklich nicht mehr Basis für eine moderne Branche sein kann. Ausgerufen wurde daher die Mundt’sche Zäsur, eine neue milchwirtschaftliche Revolution, mit der sich allein über die deutschen Lieferverträge der weltweite Milchmarkt steuern lässt. Eine ebenso geniale wie einfache Idee, die wieder einmal beweist, zu welchen Dingen wir in diesem Land noch immer fähig sind. Wir Deutschen dürfen uns wirklich glücklich schätzen, dass wir von so vielen überragenden Persönlichkeiten geleitet werden. Blieben wir uns selbst überlassen, würde bestimmt alles im schnell Chaos enden, weiß Roland Soßna.


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