x

Herausforderungen hören nicht auf

Datum: 11.12.2020Quelle: VÖM
Grafiken per Klick vergrößern

 

„Das Jahr 2020 hat die heimische Milchwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt, der zweite Lockdown mit der verlängerten Schließung der Gastronomie über die umsatzstarke Weihnachtszeit bringt neuerlich Umsatzausfälle, die nur durch verstärkte Anstrengungen und in Zusammenarbeit von Landwirten, Verarbeiter, Handel und Politik gut bewältigt werden können“, so fasste der Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter Helmut Petschar (Foto) in einer online-Pressekonferenz am 11. Dezember das zu Ende gehende Milchjahr zusammen.

 

Umsatzausfälle, Mehrkosten und Marktverlagerungen

Die Coronapandemie erfasste die Milchwirtschaft mit voller Wucht, vor allem durch den abrupten Ausfall der Gastronomie und des Tourismus während der anlieferungsstarken Zeit im Frühjahr, was vor allem Molkereien in Tourismusgebieten besonders zu schaffen machte. In mehreren Molkereien waren Mengensteuerungsmaßnahmen notwendig. Molkereien sind auch im aktuellen Lockdown als Zulieferer der Gastronomie, des Tourismus oder des Großhandels massiv mit Umsatzausfällen betroffen. Es sei daher nicht verständlich, dass derartige Zulieferer keine staatliche Unterstützung für die Ausfälle erhalten, so Petschar, der andeutete, dass VÖM bei der Politik vorstellig werden wird.

Die Versorgung wurde, betonte Petschar, von den Milchverarbeitern sichergestellt. Der Handel habe Lagerfunktionen längst zu den Molkereien übertragen, die entsprechend  täglich frisch ausliefern.

 

Milchpreis

Die durchschnittlich erzielten Auszahlungspreise lagen im aufgelaufenen Jahr (Januar bis Oktober) bei 34,55 Ct/kg, (2019 34,36 Ct/kg), für gentechnikfreie Qualitätsmilch, mit natürlichen Inhaltsstoffen, ohne Zuschläge und ohne Mehrwertsteuer; die Werte konnten ab Sommer verbessert werden und lagen im Oktober bei 36,72 Ct/kg (2019: 33,83 Ct/kg).

Der Außenhandel verlief in Österreich bisher sehr erfreulich, bis August, so die vorliegenden Zahlen der Statistik Austria, konnten die Exporte um 4,4 % erhöht werden, während die Importe mit – 0,3 % leicht zurückgingen. Die österreichische Milchwirtschaft exportiert bezogen auf den Umsatz 46% ihrer Produkte. Von Januar bis August beliefen sich die Erlöse auf 874,2 Mio.€, während die Mopro-Importe 545,1 Mio. € ausmachten.  Ein ungeregelter Brexit könnte den Milchmarkt europaweit beeinträchtigen.

 

Milchanlieferung

Die Anlieferung lag in Österreich zu Beginn des Jahres über, seit Mai unter den Vorjahreswerten, insgesamt sollte damit ungefähr das Vorjahresniveau erreicht werden. 19,1 % der österreichischen Milch erfüllt den Biostandard.

 

Qualitätsstrategie wird fortgesetzt

Die österreichische Qualitätsstrategie wurde auch unter den schwierigen Voraussetzungen der Coronakrise weiterentwickelt. Wesentliche Bestandteile sind die Gentechnikfreiheit, die hohen Produktions- und Verarbeitungsstandards gemäß österreichischem Lebensmittelcodex und dem AMA Gütesiegel samt Kontrollen, innovative und nachhaltige Verpackungslösungen, hohe Tierwohl- und Nachhaltigkeitsstandards, wie der Verzicht auf Soja aus Übersee oder auf kritische Pflanzenschutzmittel, der hohe Anteil der Biobetriebe sowie weitere Qualitätsprogramme wie Heumilch oder Biowiesenmilch. „Wir sehen es daher auch gerechtfertigt und notwendig, dass diese Mehrleistungen den Landwirten in Form von verbesserten Erzeugerpreisen im Vergleich zu internationalen Entwicklungen zugutekommen,“ erklärte dazu Petschar, der betonte, dass Österreich Qualitätsführer in Europa sei.

 

Milch sollte gefördert werden

Zuletzt gab es Versuche, beste Milchprodukte in Nährwertprofile zu pressen und mit Werbeverboten zu belegen. „Es darf nicht sein, dass z. B. beste, unveränderte Biomilch mit natürlichem Fettgehalt nicht mehr beworben werden darf, ebenfalls, dass Kindern ein Butter- oder Käsebrot abgesprochen wird, wie dies von der Nationalen Ernährungskommission des Gesundheitsministeriums gefordert wird. „Hier ist in der Ernährungspolitik Hausverstand, Maß und Ziel gefragt“, so Petschar.

 

Maßnahmenpaket für Zukunftssicherung

Die Coronakrise hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig die Versorgung mit Lebensmitteln ist. Die Milch ist ein wesentlicher Teil der Ernährung der Österreicher, sie stellt einen der wichtigsten Sektoren der Landwirtschaft dar und ist eine Schlüsselbranche im ländlichen Raum, besonders in Berggebieten. Gemeinsame Anstrengungen sind daher für eine positive Weiterentwicklung notwendig, so Petschar:

– Absicherung und Weiterentwicklung der naturnahen österreichischen Milchwirtschaft in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU und in den nationalen Programmen, besonders in Berg- und benachteiligten Gebieten, Abgeltung von naturbedingten erhöhten Erfassungskosten, Investitionsschwerpunkte zur weiteren Verbesserung des Tierwohls

– Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Unterstützung der Qualitätsstrategie, machbare Standards im Biobereich, Unterstützung des Produktions- und Verarbeitungsstandortes Österreich, Vermeidung von zusätzlichen Kostenbelastungen und Auflagen

– Verpflichtende Herkunftskennzeichnung und Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen, damit der Konsument eine fundierte Entscheidung über unterschiedliche mit der Herkunft verbundene Qualitäten treffen kann

– Mehr Transparenz und gerechtere Verteilung der Wertschöpfung entlang der Lebensmittelkette, wirksame Maßnahmen zur Beseitigung von strukturellen Wettbewerbsnachteilen für Erzeuger und Verarbeiter, Maßnahmen zur Eindämmung von Eigenmarken, Umsetzung der EU-Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken

– Weiterentwicklung der AMA Marketing als Unterstützungsinstrument für die Qualitätspolitik und Vermarktung, Unterstützung im Export, solidarische Finanzierung durch alle teilnehmenden Sektoren, Fokussierung der Tätigkeiten auf beitragszahlende Sektoren, bessere strukturelle Einbindung der teilnehmenden Sektoren

– Vermeidung von überzogenen, kostentreibenden, ineffizienten und unpraktikablen Vorgaben im Umwelt- und Verpackungsbereich, z. B. keine überhöhten Mehrwegquoten und kein Pfand auf Einwegverpackungen im Milchbereich.

 

Roland Sossna

Artikel mit Bildern drucken Artikel ohne Bilder drucken

Newsletteranmeldung

Bitte geben Sie Ihre Daten an.
Felder mit * sind Pflichtfelder.
Bitte wählen Sie die passenden Newsletter aus:
Datenschutz:

Newsletterabmeldung

Die Abmeldung von unseren Newslettern ist über den Abmeldelink am Ende jedes Mailings möglich.