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Bereitschaft für höhere Preise, Wunsch nach Labels für eine garantierte Reduktion

Datum: 04.08.2021Quelle: AHV Deutschland

Immer mehr Verbraucher setzen sich kritisch mit der Lebensmittelproduktion auseinander. Eine Entwicklung, die auch die Milchwirtschaft betrifft: Neben anhaltenden Diskussionen über Klimabilanzen und Tierwohlaspekte sind auch Antibiotikaresistenzen ein großes Thema. Der kürzlich vorgestellte Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft fordert unter anderem auch eine deutliche Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung. Doch wie stehen Verbraucher dazu? Wie wichtig ist ihnen ein reduzierter Antibiotikaeinsatz in der Milchviehhaltung? Und wie hoch ist die Bereitschaft, dafür mehr zu zahlen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Untersuchung, die Studierende der Hochschule Weihenstephan Triesdorf in Zusammenarbeit mit der Animal Health Vision durchgeführt haben. Die Animal Health Vision (AHV) befasst sich mit innovativen Ansätzen für die Tiergesundheit, wobei sie auf wissenschaftliche Erkenntnisse zur Kommunikation von Bakterien, dem Quorum Sensing, zurückgreift.

 

Sorgen der Verbraucher beeinflussen den Milchkonsum

Viele Konsumenten sind kritisch: In einer Umfrage im Rahmen des BfR-Verbrauchermonitors 2020 gab ein Großteil der Befragten an, Antibiotikaresistenzen für beunruhigend zu halten und hier ein Handlungsbedarf seitens der Landwirtschaft zu sehen [1]. „Konsumenten fehlt das Vertrauen in die staatliche Kontrolle, aber viele haben auch das Gefühl, dass im Nutztierbereich der Antibiotikaeinsatz nicht genügend vermieden wird“, erklärt Prof. Dr. Monika Gerschau, die die wissenschaftliche Arbeit ihrer Studierenden begleitet hat.

 

Antibiotika beeinflussen Konsumverhalten

Für die Untersuchung setzten sich 110 Teilnehmende in einer Online-Umfrage mit diesem Thema auseinander. Mehr als drei Viertel der zufällig ausgewählten Befragten aus Deutschland und Österreich gaben an, bereits von Antibiotika-belasteter Milch gehört zu haben. Als Reaktion darauf hat ein Teil von ihnen den eigenen Angaben zufolge die Einkaufspräferenzen geändert: Neben dem Kauf von Biomilch (59 Prozent) wurde der Milcheinkauf direkt beim Landwirt genannt (33 Prozent) sowie die Reduktion des eigenen Milchkonsums (29 Prozent). Dabei spielte auch das Vorwissen der Befragten eine Rolle: Knapp 70 Prozent war bewusst, dass Antibiotika zur Vorbeugung von Krankheiten und/oder bei Krankheit eingesetzt werden. Auch wenn Lebensmittel in Deutschland ausnahmslos zum Verzehr geeignet sind und die Milchproduktion bereits strengen gesetzlichen Vorgaben unterliegt, ist es für 72 Prozent der Befragten wünschenswert, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Dafür würde der Großteil (84 der 110 Befragten) auch mehr Geld ausgeben. Eine garantierte Reduktion sollte aber für den Endverbraucher durch ein Siegel oder Label ersichtlich sein, finden knapp 70 Prozent der Befragten.

 

Nachhaltige Prävention

Häufig sind für die Gesundheit des Tieres Antibiotika unvermeidlich. Zugleich ist es sinnvoll, in vermeidbaren Fällen auch in der Nutztierhaltung darauf zu verzichten und für die gesamtgesellschaftliche Gesundheit eine Reduktion anzustreben. Haltungsbedingungen, ein gutes Stallmanagement und weitere Maßnahmen, welche die Tiergesundheit fördern, sind der Grundbaustein dafür. Das weiß auch Dirk Ulrich, Geschäftsführer der AHV Deutschland: „Nur mit einer ganzheitlichen Lösung kann die Tiergesundheit langfristig unterstützt und so der Einsatz von Antibiotika verringert werden. Neue wissenschaftliche Ansätze ermöglichen es uns, alternative Wege zu gehen, welche nachhaltig das Immunsystem stärken und mit denen wir präventiv genauso wie bei Akutfällen eingreifen können“, erklärt er. „Und das wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit der Tiere, sondern auch auf die Qualität und die Effizienz der Milchproduktion aus.“

[1] BfR‐Verbrauchermonitor (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2020): Beunruhigung hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit in Deutschland 2020.

Roland Sossna / moproweb

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