Klimaschutz- bzw. Nachhaltigkeitsdiskussion werden. 2019 haben neue Ergebnisse der
Klimaforschung, anhaltende Wetterextreme und die zahlreichen „Fridays for Future“-
Demonstrationen dem Klimaschutz große Aufmerksamkeit verschafft und die Milchwirtschaft ist vom
Nachhaltigkeitsdiskurs in mehrfacher Hinsicht betroffen. Nicht nur, dass die gesundheitlichen Aspekte
von Milch und Milchprodukten in den Vordergrund rücken (Stichwort: Nutri-Score &
Reformulierungsstrategie zur Reduktion von Zucker in Lebensmitteln), sondern auch beim Klimaschutz
ist die Milchwirtschaft stark betroffen.
Eine wesentlich größere ökonomische Herausforderung für Milchwirtschaft könnte jedoch die
Klimaschutz- bzw. Nachhaltigkeitsdiskussion werden. 2019 haben neue Ergebnisse der
Klimaforschung, anhaltende Wetterextreme und die zahlreichen „Fridays for Future“-
Demonstrationen dem Klimaschutz große Aufmerksamkeit verschafft und die Milchwirtschaft ist vom
Nachhaltigkeitsdiskurs in mehrfacher Hinsicht betroffen. Nicht nur, dass die gesundheitlichen Aspekte
von Milch und Milchprodukten in den Vordergrund rücken (Stichwort: Nutri-Score &
Reformulierungsstrategie zur Reduktion von Zucker in Lebensmitteln), sondern auch beim Klimaschutz
ist die Milchwirtschaft stark betroffen.
mi | Markt/Ökonomie/Betriebswirtschaft
Abbildung 3: Treibhausgasemissionen (kg CO2 Äquivalente) pro kg Lebensmittel.
Erfasst sind die Emissionen von der Landwirtschaft bis zum Handel
(Gemüse ohne Flugtransport und ohne beheizte Gewächshäuser) (CLUNE, CROSSIN, & VERGHESE, 2017)
der Ernährungspräferenz der Menschen für tierische Produkte
und ihrer moralischen Reaktion auf das Leiden der Tiere auftreten.
Es geht bei Milchprodukten eben nicht vorrangig um das Töten
von Tieren, was bei vielen Menschen Verdrängungseffekte hervorruft.
Abbildung 3: Treibhausgasemissionen (kg CO2 Äquivalente) pro kg Lebensmittel. Erfasst sind die
Emissionen von der Landwirtschaft bis zum Handel (Gemüse ohne Flugtransport und ohne beheizte
Gewächshäuser) Bei Fleisch fällt es vielen (CLUNE,Menschen CROSSIN,schwer, & VERGHESE,an die Tiere in
2017)
Milchprodukte verursachen konsumseitig betrachtet pro Kopf und Jahr in Deutschland 0,6 t CO2-
Äquivalente. Dies entspricht ungefähr einem Drittel der gesamten ernährungsbezogenen Emissionen
(WBAE & WBW, 2016). Der Beitrag des Milchkonsums zum Klimaschutz ist damit fast ebenso hoch wie
der des gesellschaftlich wesentlich stärker diskutierten Fleischkonsums (ca. 0,8 t CO2-Äquivalente). Vor
diesem klimapolitischen Hintergrund empfiehlt die Eat Lancet-Kommission 2019 in einem
vielbeachteten Beitrag einen Konsum von durchschnittlich ca. 250g Milchäquivalenten am Tag (WILLET
ET AL., 2019). Bei der heutigen Konsumhöhe von gut 360kg Milchäquivalenten pro Kopf und Jahr liegen
die deutschen Verbraucher derzeit um den Faktor 4 darüber (siehe Abbildung 1) (IFCN, 2018). Zum
Klimaschutz findet sich in der Sektorstrategie 2030 jedoch ebenfalls kein Hinweis.
der Produktion zu denken, da sie dann auch über das Schlachten
nachdenken müssten. Daher ist bei Milch der positive Bezug zum
Tierwohl marketingmäßig leichter herzustellen.
Dies spricht dafür, Differenzierungs- und Nischenstrategien im
Molkereiregal weiter zu verfolgen. Der Handel hat dies bereits erkannt
und reagiert darauf, indem er das Eigenmarkensortiment
weiter differenziert und die Anforderungen an Erzeuger und Produzenten
weiter verschärft. Der Lebensmittelhändler Lidl hat beispielsweise
in seinen Anforderungen an die Milchwirtschaft fünf
38 8 2020 | moproweb.de
kritische Themenfelder benannt, deren Einhaltung in Zukunft Voraus-
setzung für erfolgreiche Molkereien und Milcherzeuger sein werden.
Darunter fallen das Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung, Durchführung
eines Antibiotikamonitoring und die Erhebung von Schlachtbefunddaten,
Kälbermortalitäten, Haltungsformen/Haltungskompass
sowie verbesserte externe Zertifizierungen in QM-Milch.
Die ganzjährige Anbindehaltung ist Ende des Jahres 2019 auch
aus rechtlicher Perspektive unter Druck geraten. Das Verwaltungsgericht
Münster hat Ende Dezember geurteilt, dass die durch das
Tierschutzgesetz geschützten Grundbedürfnisse von Rindern in
dieser Haltungsform stark eingeschränkt werden und den Rindern
von Juni bis September täglicher Auslauf von mindestens zwei
Stunden gewährt werden muss. Damit wäre die ganzjährige Anbindehaltung
als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz zu bewerten.
Abbildung 4: Entwicklung des Milchkonsums in Deutschland in Milchäquivalenten.
In Anlehnung an IFCN DAIRY (2018) und Nachhaltigkeitsanforderungen (WILLET ET AL.,2019)
Abbildung 3: Treibhausgasemissionen (kg CO2 Äquivalente) pro kg Lebensmittel. Erfasst sind die
Emissionen von der Landwirtschaft bis zum Handel (Gemüse ohne Flugtransport und ohne beheizte
Gewächshäuser) (CLUNE, CROSSIN, & VERGHESE, 2017)
Milchprodukte verursachen konsumseitig betrachtet pro Kopf und Jahr in Deutschland 0,6 t CO2-
Äquivalente. Dies entspricht ungefähr einem Drittel der gesamten ernährungsbezogenen Emissionen
(WBAE & WBW, 2016). Der Beitrag des Milchkonsums zum Klimaschutz ist damit fast ebenso hoch wie
der des gesellschaftlich wesentlich stärker diskutierten Fleischkonsums (ca. 0,8 t CO2-Äquivalente). Vor
diesem klimapolitischen Hintergrund empfiehlt die Eat Lancet-Kommission 2019 in einem
vielbeachteten Beitrag einen Konsum von durchschnittlich ca. 250g Milchäquivalenten am Tag (WILLET
ET AL., 2019). Bei der heutigen Konsumhöhe von gut 360kg Milchäquivalenten pro Kopf und Jahr liegen
die deutschen Verbraucher derzeit um den Faktor 4 darüber (siehe Abbildung 1) (IFCN, 2018). Zum
Klimaschutz findet sich in der Sektorstrategie 2030 jedoch ebenfalls kein Hinweis.
Abbildung 4: Entwicklung des Milchkonsums in Deutschland in Milchäquivalenten. In Anlehnung an
(IFCN DAIRY, 2018) und Nachhaltigkeitsanforderungen (WILLET ET AL., 2019)
Abbildung 4: Entwicklung des Milchkonsums in Deutschland in Milchäquivalenten. In Anlehnung an
(IFCN DAIRY, 2018) und Nachhaltigkeitsanforderungen (WILLET ET AL., 2019)
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