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Milchwirtschaft vor neuen Realitäten

Datum: 15.09.2022Quelle: VÖM

 

 

„Massive Steigerungen bei Energiekosten (Gas, Strom, Treibstoffe), Futtermitteln, Verpackungsmaterial und sonstigen Rohstoffen verursachen gewaltige Kostenerhöhungen, die zu Preiserhöhungen bei Milchprodukten führen. Besonders bei der Energieversorgung braucht die Branche rasch kostendämpfende Maßnahmen und Unterstützungen, weiters für Umstellungen auf andere Energieträger und eine rechtliche Klarheit über eine gesicherte Versorgung mit Gas im Krisenfall, um die Versorgungssicherheit mit hochwertigen Milchprodukten sicher stellen zu können“, erklärte der Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter Helmut Petschar soeben im Rahmen eines Pressegespräches anlässlich der diesjährigen milchwirtschaftlichen Tagung in Gabelhofen.

Erzeugerpreise

Die massiven Kostensteigerungen brachten EU weit höhere Erzeugerpreise, wobei die Kostensteigerungen von den Handelspartnern in Österreich nicht zur Gänze bzw. mit Verzögerungen akzeptiert wurden, was in Österreich zu einem geringeren Erzeugerpreisanstieg im Vergleich zu anderen Ländern führte. Die Erzeugerpreise für gentechnikfreie konventionelle Qualitätsmilch (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß) beliefen sich für den Zeitraum Januar bis Juli 2022 auf 42,72 ct/kg netto, 21,7 % über dem Vorjahreswert, bzw. 51,36 ct/kg im Durchschnitt aller Qualitäten incl. USt. Im Juli 2022 lagen die Werte mit 48,72 (plus 35,2 %) bzw. 58,02 ct/kg (plus 32,1 %) zwar höher, konnten aber die Preissteigerungen in Deutschland mit 55,1 ct netto/kg und einem Plus von 53,9 % nicht erreichen.

Hier manifestiert sich die hohe Konzentration des Handels in Österreich, wenn diese internationalen Preisentwicklungen nicht entsprechend weitergegeben werden. Hochrangige Handelsvertreter haben mehrfach erklärt, dass sie die eingetretenen Kostensteigerungen teilweise nicht akzeptiert hätten.

Die aktuell hohen Teuerungsraten für Milchprodukte sind kostengetrieben und liegen zumeist unter den internationalen Vergleichswerten. Ein längerfristiger Vergleich ergibt keine überhöhten Teuerungsraten für Milchprodukte. Der Anteil der Haushaltsausgaben für Milchprodukte betrug 2021 1,5 % bzw. 43,5 €/Haushalt, wobei hier in Österreich nicht nur der Aspekt der Versorgungssicherheit durch heimische Produktion, sondern auch die höheren heimischen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards beachtet werden müssen. Die Ertragslage bei den Molkereien mit unter 1 % Ergebnis vor Steuern bezogen auf den Umsatz ist weiter sehr angespannt, oftmals müssen die Molkereien bei der Erhöhung der Erzeugermilchpreise in Vorleistung gehen, um auch die massiven Kostensteigerungen bei den Landwirten abdecken zu können.

Kostensteigerungen einbremsen und Energieversorgung sichern

Die Milchwirtschaft benötigt in der Produktion, Verarbeitung, Haltbarmachung, Kühlung, Lagerung und Logistik Energie, die prozessbedingt vorgegeben ist, um eine entsprechende Verarbeitungsqualität, Produktsicherheit und Haltbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Derzeit sind Gas und Strom die wichtigsten Energieträger. Die massiven Kostensteigerungen bei Strom und Gas treffen daher die Milchwirtschaft hart. Neben laufenden Einsparungs- und Optimierungsmaßnahmen werden, soweit möglich, erneuerbare Energieträger, wie Biomasse, Fernwärme auf Basis Biomasse, Biogas oder Photovoltaik genutzt und weiter ausgebaut. Für die kurzfristige Absicherung der Energieversorgung haben Molkereien Ölfeuerungen eingerichtet bzw. reaktiviert.

„Kostensteigerungen um das zehnfache, wie wir dies zuletzt bei Gas und Strom gesehen haben, sind ein Wahnsinn, diese müssen umgehend abgestellt werden. Ich fordere die zuständigen Politiker auf dringend auf entsprechende Initiativen zu setzen, um das bestehende „Merit Order“-Preisbildungssystem abzuschaffen, bzw. abzuändern, denn mit Ausgleichsmaßnahmen für betroffene Wirtschaftssektoren und private Haushalte allein, wird diesem fehlgeleiteten System auf Dauer nicht zu begegnen sein,“ erklärte dazu Petschar.

Die Forderungen der österr. Molkereien zur Kostensenkung im Energiebereich lauten:

– Rechtlich verbindliche Klarheit zur bevorzugten Versorgung der Milchwirtschaft als systemrelevanter Sektor mit Erdgas im Krisenfall, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können.

– Dies muss auch eine Kostenbremse für diese Sektoren vorsehen

– Unterstützung für die Umstellung auf alternative Energieträger, die seit dem Beginn des Ukrainekrieges vorgenommen wurden

– Unterstützungsmaßnahmen zur Abdeckung der massiv erhöhten Energiekosten, solange keine wirksame Kostenreduktion erreicht wird

– Weitere Verschiebung der Einführung der CO2 Besteuerung und weiterer kostentreibender Maßnahmen, bis wieder eine gewisse Normalität auf den Märkten eintritt.

 

 

Abb.: Pixabay

Roland Sossna / moproweb

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