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„Kräftigste Preisanhebungen“ angekündigt

Datum: 10.02.2022Quelle: molkerei-industrie

 

 

 

Die Hohenloher Molkerei hat nach vorläufigen Zahlen im letzten Jahr insgesamt 409 Mio. kg Milch verarbeitet (- 2,52%). Davon entfielen 400,1 Mio. kg auf Eigenmilch (- 1,5%) und 3,8 Mio. kg auf Biomilch (- 3,8%; Verarbeitung in Kooperation mit Gropper). Diese Zahlen stellte der Geschäftsführende Vorstand der Hohenloher Molkerei, Martin Boschet (Foto: Hohenloher Molkerei) am 10. Februar auf der 2. virtuellen Erzeugerversammlung des Unternehmens mit 372 Teilnehmern dar.

Mit „galoppierendem Strukturwandel“ beschrieb Boschet die Entwicklung bei der Lieferantenzahl, die in 2021 um 4,9% auf 887 zurückging. Gewonnen wurden im letzten Jahr neue Lieferanten in Bayern und Baden-Württemberg, weitere Höfe werden in diesem Jahr 15 Mio. kg Rohstoff zur Molkerei bringen. Ab 2023 werden ebenfalls ca. 15 Mio. kg Milch neu zur Hohenloher Molkerei stoßen.

Welchen positiven Einfluss eine Absicherung an der Warenterminbörse für den Milchpreis haben kann, zeigte Boschet “live“ am konkreten Beispiel verschiedener Milchlieferanten auf; am gestrigen Warenterminbörsenangebot, welches die Molkerei einmal pro Monat organisiert, wurden von den Milchlieferanten der Hohenloher Molkerei Rekordmengen zu Rekordpreisen abgesichert. Die Hohenloher Molkerei werde ebenfalls Absicherungen an der EEX vornehmen, kündigte Boschet an.

Der vorläufige Milchpreis der Genossenschaft liegt für 2021 bei 37,34 Cent. Der Umsatz erreichte in 2021 die bisherige Rekordmarke von 230,3 Mio. € (+ 2,3%), beschäftigt wurden 165 Mitarbeiter (- 5). Boschet beklagte in diesem Zusammenhang einen Mangel an Fachkräften und Auszubildenden, der in einigen Abteilungen zu personeller Unterbesetzung führt.

Die Rohstoffverwendung teilte sich bei der Hohenloher Molkerei auf in 61,5 Mio. kg Frischprodukte (- 3,5%), 260,7 Mio. kg H-Milch (- 1,8%) und 73,6 Mio. kg Versandmilch (- 10,1%). Die Butterproduktion belief sich auf  9,8 Mio. kg (- 10,5%). In den letzten Jahren, betonte Boschet, hat die Hohenloher Molkerei ihren Produktmix breiter aufgestellt und bedient nun mehr Industriekunden. Damit ist das Unternehmen unabhängiger von den vom Lebensmittelhandel gebotenen Konditionen geworden. Aktuell wird die UO-Anlage erweitert, so dass ab Herbst täglich bis zu 300.000 l Magermilch konzentriert werden können. Die Verwertung auf Spotmärkten, so Boschet, liefere aktuell eine bei weitem höhere Wertschöpfung als die zu Konsumprodukten, auch wenn nicht immer klar sei, welche Verwertung die Käufer solch hochpreisiger Rohstoffmengen überhaupt noch erzielen können.

 

Mopro-Alternativen

Außerdem, kündigte Boschet an, werde die Genossenschaft in die Herstellung von Mopro-Alternativen einsteigen. Dies sehe er als Ergänzung des Sortiments; man müsse bedenken, dass der Markt für pflanzliche Milchalternativen schon ein Volumen von 420 Mio. kg hat, was in etwa der Rohstoffmengen der Hohenloher Molkerei entspricht. Von diesem Kuchen will sich die Genossenschaft auch einen Anteil holen. Verfolgt wird ein Gesamtkonzept, bei dem nicht essbare Biomasse in der Nutztierfütterung verwendet wird.

 

Anbindehaltung

Ein größerer Teil der Veranstaltung widmete sich den Haltungsformen der Milchkühe. Boschet erklärte, dass Anbindehaltung nicht per se schlecht ist und die Diskussion der Branche vom selbst von NGOs getriebenen Handel übergestülpt worden ist. Damit hätten die Handelsketten eine untätige Politik, „die nur redet und sonst nichts auf die Reihe bringt“, einfach überholt. Den meist älteren Landwirten, die noch Anbindeställe haben, sollte lt. Boschet eine Möglichkeit geboten werden, ihre Milchwirtschaft geordnet ab- oder weiterzugeben. Die Hohenloher Molkerei wird jedenfalls Milch aus Anbindeställen weiter abholen, und dafür auch einen dritten Milchstrom aufmachen. Der Diskussion über die Haltungsformen könne sich die Milchindustrie zwar nicht entziehen, sagte Boschet. Die Hohenloher Molkerei werde aber auf Basis der von nahezu jedem ihrer Höfe erreichbaren Haltungsstufe 2 weiterhin alle Kunden beliefern können. Die Zukunft werde erweisen, ob die Verbraucher dazu bereit sind, für Mopro aus Haltungsstufe 3 mehr Geld zu bezahlen.

Kosten und Auflagen

Die Kosten der Milcherzeugung sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen, aber es werden immer noch durchaus gute Deckungsbeiträge auf den Höfen erzielt, sagte Boschet. Deswegen sollten die Landwirte die aktuellen Marktgegebenheiten als Chance auffassen. Die Hohenloher Molkerei werde im zweiten Halbjahr beim Handel jedenfalls „kräftigste“ Preisanhebungen anmelden.

Kritisch setzte sich Boschet mit der EU-Vorgabe für Tethered Caps auseinander. Dass Verschlüsse mitsamt der Verpackung in die Grüne Müllfraktion gehen, sei hierzulande selbstverständlich. Dennoch müsse die Hohenloher Molkerei nun einen großen Teil des Maschinenparks erneuern, um die Vorgaben zu erfüllen, Auch dies sei ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Politik viel zu weit von der Realität entfernt hat.

Roland Sossna / moproweb

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