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Druck auf dem Milchmarkt

Datum: 14.09.2023Quelle: VÖM

„Nach den rasanten Preis- und Kostenanstiegen im letzten Jahr infolge der Verunsicherungen durch den Ukrainekrieg hat der Milchmarkt mittlerweile wieder gedreht. Preisdruck, Inflation, allgemeine Zurückhaltung im Einkaufsverhalten, Konjunkturschwäche und anhaltend hohe Kosten bestimmen aktuell den Milchmarkt. Zunehmend wichtiger und ausgebaut werden die Nachhaltigkeits- und Qualitätsstrategie, zuletzt besonders im Tierwohlbereich“, erklärte der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) Helmut Petschar  anlässlich einer Milchwirtschaftlichen Tagung, die gemeinsam mit der Tirol Milch und der Bundesanstalt Rotholz ausgerichtet wird.

Die Milchanlieferung konnte in Österreich 2022 um 2,9 % auf 3,5 Mio. t gesteigert werden, 2023 lag die Anlieferung bisher ca. 1 % über dem Vorjahr. Auffallend ist ein Rückgang der Biomilchanlieferung seit dem letzten Jahr. Diese fiel von 19,4% Anteil im Jahr 2021 auf mittlerweile 18,1 %. Ursache dafür dürften die verschärften und teils unpraktikablen Vorgaben aus der neuen EU Bio-VO samt neuer Weideregelung sein.
Die Milcherzeugerpreise erreichten auch in Österreich mit Jahreswechsel ihren Höchststand, wobei dieser Spitzenwert in Österreich niedriger und auch später als z. B. in Deutschland erreicht wurde. Gründe dafür liegen in der verzögerten bzw. nur teilweisen Umsetzung der internationalen Preisentwicklung in Österreich im vergangenen Jahr, der starken Handelskonzentration und in den Produktsortimenten. Die Erzeugerpreise für gentechnikfreie, konventionelle Qualitätsmilch (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß) beliefen sich für den Zeitraum Jänner bis Juli 2023 auf 51,35 ct/kg netto, 20,2 % über dem Vorjahreswert, bzw. 61,02 ct/kg im Durchschnitt aller Qualitäten incl. USt. (2022: 52,02 ct/kg). Im Juli 2023 lagen die Werte mit 46,79 (minus 4,0 %) bzw. 55,07 ct/kg (minus 4,6 %), infolge der Preisrückgänge seit Beginn des Jahres erstmals unter den Preisen des Vorjahres, angesichts der anhaltend hohen Kosten eine schwierige Situation.

Margen bei Milchverarbeitern sehr knapp
Das Jahr 2022 brachte für die Milchwirtschaft und die Milchbauern damit Umsatzausweitungen, die aber zur Abdeckung der massiv gestiegenen Kosten auf den Bauernhöfen und in der Milchverarbeitung, in der Logistik und der gestiegenen Energie- und Lohnkosten dringend gebraucht wurden. Die Milchwirtschaft hat von den gestiegenen Preisen die Gewinne nicht erhöht, das Ergebnis vor Steuern (EvS) der öst. Milchverarbeiter ist gemäß einer Hochrechnung des Revisionsverbandes des OÖ -Raiffeisenverbandes mit 0,2 % bezogen auf den Umsatz weiterhin sehr knapp. Die Mehreinnahmen wurden zur Abdeckung der massiv gestiegenen Kosten und zur Erhöhung der Erzeugermilchpreise für die Milchbauern, die ebenfalls
mit massiven Kostensteigerungen zu kämpfen hatten, verwendet. Unterstützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand haben in der Milchwirtschaft bisher nicht gegriffen.

Inflation bei Milchprodukten geringer als in anderen Ländern
Bestimmendes Thema im abgelaufenen Jahr war die Debatte zur Teuerung und Inflation. Infolge der internationalen Marktentwicklung kam es zunächst bei Butter, später bei Milchprodukten und Lebensmitteln generell zu überdurchschnittlichen Steigerungen und öffentlichen Diskussionen, vor allem bei den Steigerungen, nicht bei den mittlerweile bereits wieder eingetretenen Rückgängen, die bei anderen Kostenfaktoren nicht erfolgten.
Eine vergleichende Analyse zeigt, dass die Teuerung bei Butter und Milchprodukten in Österreich geringer als im EU -Durchschnitt oder in Deutschland ausgefallen ist, während die Inflation insgesamt in Österreich über dem Durchschnitt lag. Über das Jahr 2022 betrug die Inflation in Österreich insgesamt 8,6 %, in Deutschland 8,7 % und in der EU 9,2 %; für Lebensmittel 10,6 % in Österreich, in Deutschland 13,2 % und in der EU 12,2 %; für Milchprodukte 13,7 % in Österreich, in Deutschland 19,6 % und in der EU 15,7 %; für Butter 31,1 % in Österreich und 39,6 % in Deutschland.

Butterpreise unter Vorjahr
Die Werte für Juli zeigen ein ähnliches Bild: Mittlerweile ist Butter z. B. um 10 % billiger als vor einem Jahr und die Inflation in Österreich bei Milchprodukten ist eine der geringsten in der EU. Die geringere Inflation von Lebensmitteln und Milchprodukten in Österreich trägt massiv zur Entlastung der Gesamtinflation bei. Vorwürfe gegen angeblich zu hohe Preise für Milchprodukte entbehren daher jeder Grundlage.

Exporte weiter zugelegt
Im Außenhandel konnte die österreichische Milchwirtschaft weiter zulegen. Gemäß Zahlen der Statistik Austria stiegen in den ersten sechs Monaten 2023 die Exporte um 12,6 %, die Importe um 8,1 %, was zu einem um 20,9 % höheren, positiven Handelssaldo führte.

Herkunftskennzeichnung 
Ein wichtiger Baustein ist für den VÖM eine möglichst breite Einführung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung. Nur dadurch werde es für Konsumenten möglich sein, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen, zumal die Herkunft die Summe der nationalen Standards bedeute. Milch ist ein hervorragendes Lebensmittel, das durch Imitate nicht ersetzt werden kann. Daher sind Versuche Imitate als „Milch“ zu bezeichnen auch weiterhin entschieden abzuwehren, so der Verband.

Gegen EU-Vorschläge zur Neuen Gentechnik
Im Bereich Gentechnik hat die EU-Kommission einen Vorschlag zur Neuen Gentechnik vorgelegt. Dieser sieht eine weitreichende Liberalisierung der Neuen Gentechnik mit weitgehendem Verzicht auf Kennzeichnung und Zulassung sowie Patentierung vor. Österreichs Milchwirtschaft ist gentechnikfrei und hat den EU-weit höchsten Bioanteil. Mit diesem Vorschlag wäre die „Gentechnikfreiheit“ ernsthaft gefährdet, meint der VÖM. Eine aktuelle Umfrage der Arge Gentechnikfreiheit hat eine große Ablehnung der Österreicher zur Neuen Gentechnik in Lebensmitteln gezeigt. Die österreichische Milchwirtschaft möchte weiterhin gentechnikfrei bleiben und hofft, dass dazu passende rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen und diese EU-Vorschläge grundlegend überarbeitet werden.

 

Abb.: Pixabay

Roland Sossna / moproweb

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