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Milchmarkt 2017 fester als in den Vorjahren

Datum: 2017-01-24 09:00:00Quelle: MIV

 

 

 

 

Sprachen soeben in Berlin im Umfeld des Milchpolitischen Frühschoppens auf der Grünen Woche zu aktuellen Milch-Fragen: Peter Stahl (links), MIV-Vorsitzender, und Eckhard Heuser, MIV-Hauptgeschäftsführer (Foto: molkerei-industrie)

Zu Beginn dieses Jahres zeichnet sich am Milchmarkt in Deutschland eine festere Marktlage als in den beiden Vorjahren ab, die von Überangebot und Bestandsaufbau gekennzeichnet waren, erklärte der Milchindustrie-Verband (MIV) soeben in Berlin vor der Presse.

Die saisonalen Schwankungen des Milchaufkommens dürften weniger stark ausgeprägt sein als 2016. Der MIV-Vorsitzende Peter Stahl wehrt sich allerdings dagegen, jede Marktschwankung gleich als Krise zu bezeichnen. In den ersten Monaten von 2017 wird die Anlieferung aller Voraussicht unter dem Vorjahresniveau bleiben. Damit wird die Angebotsspitze im Frühjahr flacher ausfallen als 2016. Möglicherweise wird dann in der zweiten Jahreshälfte die Vorjahreslinie wieder übertroffen werden, so dass die Milchanlieferung im Jahresdurchschnitt etwa gleich hoch sein könnte wie im Vorjahr. Allerdings, so der MIV-Vorsitzende Peter Stahl, könne niemand seriöse Prognosen auch nur für das 2. Halbjahr aufstellen.

Weltmarkt ausgeglichener

Was die Marktaussichten betrifft, beginnt 2017 für die Milchwirtschaft optimistischer als 2016: Das Angebot in Europa, Ozeanien und Südamerika ist niedriger als im Vorjahr um die gleiche Zeit. So lagen die Anlieferungen in der EU zuletzt um 3,8 %, die in Neuseeland um 4,5 % und in Argentinien sogar um 13,8 % unter der Vorjahreslinie. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Rückgang in der EU und den verschiedenen Mengenreduktionsprogrammen ist jedoch nur schwierig herzustellen, da die Differenz zum Vorjahr bei der angelieferten Milchmenge sich bereits vor den Maßnahmen stetig vergrößert hat. Ein ähnliches Wachstum des Milchaufkommens in der EU wie in den Vorjahren ist derzeit unwahrscheinlich, zumal die Niederlande als einer der Haupttreiber durch die Begrenzung der Phosphatmenge ausgebremst sind.

Gleichzeitig endete 2016 mit wesentlich geringeren privaten Beständen als das Vorjahr und mit höheren Preisen. Der Euro ist schwach und wird es vermutlich bleiben, was EU-Ware am Weltmarkt konkurrenzfähig macht. Die Ölpreise haben ihre Tiefststände hinter sich gelassen und sich auf höherem Niveau stabilisiert. Das stärkt die Kaufkraft der ölexportierenden Länder. Mit China und Russland haben die beiden größten Milchimporteure der Welt 2016 wieder begonnen, ihre Einfuhrmengen an Milchprodukten zu steigern. Der internationale Käsemarkt hat sich vom Einbruch der russischen Nachfrage erholt und wächst in anderen Regionen der Welt inzwischen stärker. Dass das russische Embargo schon dieses Jahr endet, bezweifelt Stahl. Und auch wenn es aufgehoben wird, bleiben immer noch eine Reihe offener Fragen z.B. bezüglich der vorhandenen Kaufkraft der russischen Verbraucher oder ob Ware aus der EU zu den dann aktuellen Preisen überhaupt nach Russland verkauft werden können.

 

Trump und Brexit

Wichtige Themen für den künftigen Außenhandel sind die neue US-Regierung und der Brexit. Während der MIV hofft, dass Donald Trump zur Vernunft findet, kann der angekündigte harte Brexit die europäische Milchwirtschaft auch direkt im Binnenmarkt treffen. Irland ist nämlich lt. Eckhard Heuser, MIV-Hauptgeschäftsführer, der „Vorgarten des UK-Marktes“: Großbritannien führt pro Jahr 3 bis 4 Mio. t Milchäquivalent ein, einen großen Teil davon aus Irland – wenn diese Produkte nicht mehr ins UK kommen, wird Irland sich andere Märkte suchen. In jedem Fall, so Heuser, bleibt das UK aber an die WTO-Regelungen gebunden, so dass der Brexit möglicherweise gar nicht so hart wird, v.a. auch weil England auch weitergehende Interessen in den Bereichen Automobilindustrie, Chemie und Bankenwesen hat, die einen Ausgleich fordern. Milch wird in diesem Konzert aber sicher nur eine Nebenrolle spielen. Interessant dürfte die Frage werden, wie mit dem neuseeländischen Butterkontingent (70.000 t/a) umgegangen wird. Bleibt diese Menge in der EU oder wird das UK sie an sich ziehen, diese Frage bleibt zu klären.

 

Branchenorganisation

Gleich am Anfang seiner Ausführungen ging Stahl auf die von verschiedener Seite propagierte Bildung einer Branchenorganisation auch in Deutschland ein. Dass sich Molkereien mit ihren Erzeugern abstimmen und individuelle Vereinbarungen treffen, sei normal. Eine andere Sache sei es, wenn der Staat in die Vertragsfreiheit eingreift und bestimmte Regelungen für alle als verbindlich erklärt. Überdies müsse auch an die Abnehmer gedacht werden: wenn evtl. Preise vereinbart werden, die der Markt am Ende nicht bezahlt, werde offenbar, dass eine BO nicht sinnvoll ist, so Stahl.

 

Tierwohl und Nachhaltigkeit

Der MIV lässt das kürzlich erarbeitete Modul für QM Milch in der Startphase vom Thünen-Institut evaluieren, vor allem um Transparenz zu schaffen. Zugleich sollen möglichst viele Mitgliedsunternehmen das Modul einführen. Handelsunternehmen preschen aktuell in der Bemühung, sich von ihrem Wettbewerb zu differenzieren, bei GMO-frei oder Anbindehaltung vor. Der MIV sieht hier allerdings eher den Staat gefordert, der mit gesetzlichen Regelungen und angemessenen Übergangsfristen Produktionsnormen setzen sollte. Ein Wandel finde gerade in Sachen Tierwohl statt, doch gehe er ohne staatliche Gestaltung eher zu langsam vonstatten, sagte Heuser.

 

Stabiler Heimatmarkt

Am heimischen Markt ist mit einer Fortsetzung der Trends der vergangenen Jahre zu rechnen. Wachstumsträger in Deutschland ist vor allem Käse. Der Käse-Pro-Kopf-Verbrauch ist zwischen 2011 und 2015 um 800 g pro Einwohner auf 24,5 kg gestiegen und nimmt weiter zu. Außerdem steigt Milchfett in der Verbrauchergunst. Der Marktanteil von Butter im Streichfettemarkt ist zwischen 2012 und 2016 von 45 % auf 48 % gestiegen. Zusätzlich wächst das Segment der Mischfette weiter mit zweistelligen Zuwachsraten. Dies hat dazu geführt, dass sich die Butterpreise von der Preisentwicklung in anderen Segmenten des Milchmarktes abgekoppelt haben. Während die Fettverwertung Ende 2016 ihre bisherigen Rekordmarken teilweise leicht übertroffen hat, konnten sich die Preise für Milcheiweiß auch aufgrund der Interventionsbestände in Höhe von 350.000 t nur in überschaubarem Maße von ihren Tiefstständen aus dem Frühjahr 2016 erholen.

Milchpreise erholt

Bei dem derzeit niedrigeren Milchaufkommen in wichtigen Regionen der Welt und stabiler bis leicht wachsender Nachfrage dürfte sich die Marktlage 2017 ausgeglichener darstellen als in den beiden Vorjahren, die von Bestandsaufbau und schwachen Preisen gekennzeichnet waren. Die festeren Tendenzen bei den Milchauszahlungspreisen, die in den letzten Monaten von 2016 zu beobachten waren, halten derzeit weiter an. Nachdem in den beiden Vorjahren die 30-Cent-Marke im Durchschnitt nicht erreicht worden ist, kann für 2017 mit höheren Milchpreisen im Jahresdurchschnitt gerechnet werden.

 

 

 

Moproweb / moproweb

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