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Das Thema Brexit beherrscht alles

Datum: 2019-03-29 07:00:00Quelle: molkerei-industrie

 

 

 

Der Brexit ist all gegenwärtig und bildete für das diesjährige Berliner Milchforum das Hauptthema in der Podiumsdiskussion.

Das Impulsreferat von Prof. Martin Banse, Leiter für Marktanalyse am Johann Heinrich von Thünen-Institut stellte vor, wie eng es auf dem Binnenmarkt nach dem Brexit werden kann. Die Verlängerung um 3 Monate verunsichert weiter und die Frage ist, ob ein faires Abkommen überhaupt möglich wird.

Zwischen der britischen und deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft bestehen intensive Handelsverflechtungen, doch ein Brexit würde die Agrarexporte deutlich sinken lassen. Das Thünen-Institut ermittelte einen Rückgang zwischen 900 Mio. Euro und 1,8 Mrd. Euro, je nach Brexit-Variante. Die Folgen wären überwiegend negativ, auch wenn die Auswirkungen auf den Milchsektor vergleichsweise gering sind, etwa 6 % der deutschen Milchexporte gehen momentan in das Vereinigte Königreich. Mit einem steigenden Preisdruck innerhalb der EU 27 ist jedoch trotzdem zu rechnen, denn die Milchwirtschaft muss sich auf einen kleiner werdenden Markt einstellen. „Es wird ungemütlicher werden, dennoch ist der Milchmarkt weniger betroffen als der Fleischmarkt.“, schloss Banse sein Impulsreferat ab.

 

Arla Foods

Kasper Thormod Nielsen, Leiter Kommunikation und Public Affairs bei Arla Foods Deutschland betonte, dass es für Arla nicht nur um vielleicht sinkenden Absatz und höhere Kosten geht, sondern auch um 4.000 Mitarbeiter, die auf der Insel zu Hause sind. „Eine 100 prozentige Vorbereitung ist nicht möglich. Wir fühlen uns aber gut vorbereitet und arbeiten intensiv daran, einen harten Brexit für uns zu vermeiden“, so Nielsen.  So versucht Arla Produkte mit langen Lagermöglichkeiten zu bevorraten, um die erste – vielleicht chaotische – Zeit zu meistern. Erhöhte Kosten kann er jedoch schwer einschätzen, und die stellen eine große Herausforderung dar.

 

Hochwald

Auch Peter Manderfeld, Vorstandsvorsitzender der Hochwald Milch eG, rechnet mit zusätzlichen administrativen Kosten, „Max. 10 %“ hofft Manderfeld, und bezieht sich auf eine Hochrechnung der Wissenschaftler. „Eine Vorladung von Kondensmilch, die wir nach UK exportieren, wäre vom Lagerzyklus sogar möglich, wenn die LKW zu den örtlichen Lagern fahren würden, aber diese stehen in Dover fest.“ Offen ist bei Hochwald, ob die Abnehmer die erhöhten Kosten tragen.

 

Südtirol

Joachim Reinalter, Obmann des Sennereiverbandes Südtirol: „Produkte unter dem Mantel aus Südtirol zu verkaufen, ist schwer in UK, bekannt sind die italienischen Produkte mit hoher Qualität, so z.B. Mascarpone und Mozzarella, und die werden weiterhin ihren Absatz haben“. Die Brexit Auswirkungen hinsichtlich Preis, Zoll- und Exportabwicklung wird aber auch für diese höherpreisigen Spezialitätenprodukte spürbar. Das südtiroler Exportvolumen nach UK umfasst momentan 6% am Gesamtexport.

 

Diskussion

Banse betonte in der Diskussion, das Marktschocks nicht verhindert werden können, der Handel mit UK ging während der Verhandlungen um den Brexit schon zurück und die einhergehende miese Stimmung wird auch bereits jetzt schon ein Stück weit vorweg genommen. Vielleicht kommen aber alle auch besser weg, als momentan spekuliert wird.

Das Podium wünschte von Brüssel, dass der Marktzugang zum UK priorisiert wird und zusätzliche administrative Kosten möglichst geringgehalten werden.

Doch nicht nur der Brexit beschäftigt die Branche, auch auf China wurde der Blick gerichtet. Hier wünscht sich die Branche, dass es von der Politik mehr Förderung und Unterstützung gibt, um die administrativen Hürden zu nehmen und den Zugang zu öffnen. Da muss die Chefin auch mal hinfahren, wenn der Chinese „gebauchpinselt“ werden möchte, so der dezente Hinweis des Podiums ans BMEL. Mit Blick auf die Nachbarländer Dänemark und Niederlande, in denen die Exportförderung einen hohen Stellenwert hat, wird darüber diskutiert, dass in Deutschland Exportstrategien von Politik und Unternehmen gemeinsam entwickelt werden müssen.

Kontrovers wird die Kennzeichnungspflicht „Made in Germany“ diskutiert. Für den internationalen Markt wird eine Kennzeichnungspflicht für gut empfunden, um einen Mehrwert zu generieren. Auch in den Regionen macht eine Herkunftskennzeichnung Sinn, um einen Mehrwert beim Verbraucher zu dokumentieren. Eine Pflichtkennzeichnung für den Heimatmarkt wird jedoch bei Publikum und Podium nicht einheitlich gesehen.

Offen bleibt für die Branche auch eine entscheidende Frage: wer trägt die zusätzlichen Kosten – zum einen für höhere administrative Aufwände bei Handelsabkommen als auch bei Mehrwerten, wie z.B.  die viel diskutierten Themen Tierwohl, Nachhaltigkeit und Düngeverordnung.

Fazit der zweistündigen Podiumsdiskussion: die Branche möchte einen für alle tragbaren Konsens finden, um sowohl den Absatz auf dem Heimatmarkt /EU27-Markt zu halten als auch im Export stark sein. Die Milchbranche ist noch suboptimal vorbereitet auf die zukünftigen Herausforderungen und steigenden Anforderungen an den Sektor, so die Feststellung zum Abschluss des 1. Tages des 10. Berliner Milchforums.

 

Foto: Tanja Schnitzler

 


Moproweb / moproweb

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