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Berliner Milchforum 2023

Datum: 16.03.2023Quelle: molkerei-industrie
Auf dem Podium des Berliner Milchforums (von links): Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Jan Plagge, Präsident von Bioland, und Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbands

Karsten Schmal, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, betonte am 16. März bei der Eröffnung der 13. Berliner Milchforums, dass die Branche mit einer Stimme auftreten muss, damit nicht einzelne Gruppen gegeneinander ausgespielt werden können. Aktuell gebe es 20 verschiedene Tools zur Ermittlung des Carbon Footprint von Mopro, hier sei die Glaubwürdigkeit der Milchwirtschaft in Gefahr, es müsse ein gemeinsamer Rahmen definiert werden, der auch glaubhaft ist. Mit dem QM Milch sei ein praktikabler Weg für mehr Tierwohl erschlossen, doch sehe sich die Branche einem nicht enden wollenden Forderungskatalog ausgesetzt. Der Umbau der Landwirtschaft werde nicht funktionieren, wenn es bei der handwerklich schlecht gemachten staatlichen Haltungskennzeichnung ohne entspr. Finanzrahmen bleibt, warnte Schmal.

Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbands, wies auf die Leistung der Milchindustrie im Jahr 2022 hin, die sicherstellte, dass die Milch stets abgeholt wurde und die Regale im LEH gefüllt waren – trotz Mangel an Arbeitskräften und schlechten Margen im LEH-Geschäft. Im weiteren kritisierte Stahl die Regelungswut des Gesetzgebers, die Branche könne sich bildlich von 17 bis 18 Uhr mit ihrem Geschäft befassen, von 8 bis 17 Uhr stünden aber marktferne Dinge wie Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, Datenschutzgrundverordnung, Taxonomie oder Whistle Blower Richtlinie im Vordergrund. „Wir würden gern unsere Begeisterung für unsere Produkte zum Verbraucher tragen, haben uns aber mit einem Werbeverbot für Naturjoghurt und dem Nutri-Score herumzuschlagen“, sagte Stahl.

Die VUCA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit) werde bleiben, so Stahl weiter. Die gesamte Branche müsse ihren Mindset darauf einstellen. Kritik übte Stahl am Handel, der im Zuge der Inflation immer mehr Rabattaktionen fährt. Im Moment würden nur 20% des Absatzes zu Normalpreises laufen, der Rest über Aktionen, was die Position der Markenartikel gefährdet. Rückläufige Preise wird es lt. Stahl wohl nur im ersten Halbjahr geben, im zweiten Halbjahr werden die Märkte eher wieder unterversorgt sein. Gemeinsam sei der Branche die Sorge um die Nutztierhaltung in Deutschland (Stahl: “Man hat den Eindruck, dass für Cem Özdemir nicht jeder Hof, sondern jedes Tier weniger zählt!”), um mangelnde Planungssicherheit und um die ausufernde Bürokratie (Stahl: “Wir brauchen einen Staat, der uns arbeiten lässt!”). Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung hält Stahl für Protektionismus, der am Ende nur alles teurer machen wird.

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, plädierte für gemeinsame Standards in der EU und eine nur freiwillige Herkunftskennzeichnung, um den Unternehmen Handlungsspielraum zu geben. Von der Agrarpolitik erwartet Lucht Hilfe, damit die Höfe auch Geld verdienen können, und nicht nur eine ständige Stilllegungsorgie.

Jan Plagge, Präsident von Bioland, kritisierte die Preispolitik von Aldi im vergangenen Jahr, bei der die Preisgrenzen für Biomilch extrem ausgetestet wurde, ohne die Erzeuger mitzunehmen. Bei solchem Agieren dürfe man sich nicht über Absatzrückgang wundern.

 

Roland Sossna

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