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Der Markt endet nicht vor der deutschen Grenze

Datum: 2018-06-20 05:00:00Quelle: molkerei-industrie

 

 

 

Das weltweite Spiel der Kräfte von Angebot und Nachfrage endet nicht an der Grenze der EU. Wenn man etwa 13 % seiner Produktion auf diesem Markt absetzen muss, kann man dazu nicht auf Distanz gehen, erklärte Ludwig Huber, Milchreferent im Genossenschaftsverband Bayern, 19. Juni in seinem Grußwort zur Generalversammlung der BMI in Landshut. Dies gehe erst Recht nicht, wenn das Bruttosozialprodukt, wenn Arbeitsplätze, wenn Steuereinnahmen in vielen Wirtschaftsbereichen stark von den Geschäften mit Ländern außerhalb der EU-Grenzen abhängen.

Huber weiter: „Lassen sich nun bei diesen Vorgaben, bei diesen Wechselwirkungen Krisen am Milchmarkt dadurch verhindern, dass man die Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeuger und Molkereien einem staatlichen Diktat unterwirft? … Können gesetzliche Vorgaben zur Gestaltung von Lieferbeziehungen – evtl. nur in Deutschland – zwischen Erzeugern und ihren Genossenschaften dazu beitragen extreme Preisschwankungen am Milchmarkt zu glätten?“.

Mit einer klaren Beneinung dieser beiden Fragen ging Huber auf Absichtserklärungen auch der bayerischen Agrarministerin ein, von der Möglichkeit des Artikels 148 Abs. 1 und 4 der GMO Gebrauch zu machen, „sollten Milcherzeuger und Molkereien die Chance zur Modernisierung der Lieferbeziehungen weiterhin ungenutzt lassen“. Wenn ein Großteil der Bundesländer nun den Eingriff in die Lieferbeziehungen, in Satzungen fordert, liegt der Hauptgrund eher wohl darin, dass man politische Aktivität zeigen will, um im Krisenfall darauf verweisen zu können, so Huber. Es sei ein schlimmer Schritt, wenn die Politik – weil Geldmittel nicht mehr zur Verfügung stehen – in Märkte, in gewachsene Lieferbeziehungen und in Satzungen von Genossenschaften eingreift.

Welche Folgen das Lösen von Bindungen bei Molkereigenossenschaften mit sich bring, zeigen lt. Huber eine Reihe von Erfahrungen in Norddeutschland oder auch in Österreich, als sog. „freie Milch“ in schwierigen Marktphasen keiner mehr haben wollte. Die jüngste Insolvenz der BMG stürzte nicht wenige Milchviehbetriebe in eine massive existenzielle Krise. Die Folgen für die Milchlieferanten waren verheerend, weil man kurzfristig neue Abnehmer suchen musste und das in einer Marktphase, in der kaum eine Molkerei wirklich zusätzliche Milch brauchte. Dieser jüngste Crash zeige wie wichtig eine Molkereibindung und insbesondere die Einbindung in eine genossenschaftliche Solidargemeinschaft für Erzeuger sein kann, wenn die täglich anfallende Milch abgeholt, verarbeitet und bezahlt wird, gerade in schwierigen Marktphasen.

 

Eingehend auf das von den deutschen Länderagrarministern geforderte „Kriseninstrument“ einer temporären, entschädigungslosen Mengenkürzung im Fall von Marktverwerfungen wies Huber auf die Erfahrungen mit der Milchquotenregelung hin: „Deutschland setzt eine derartige Verordnung mit Punkt und Komma und allen Details um, Frankreich findet einen eigenen Weg der Gestaltung,  Italien pocht auf Sonderbehandlung und sagt zu, in 10 Jahren eine Umsetzung anzustreben und Bulgarien nimmt das Ganze zur Kenntnis.“

 

 

Moproweb / moproweb

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