x

VÖM berichtet über 2017

Datum: 2018-04-05 06:21:00Quelle: VÖM

„Nach der zweijährigen Krise am Milchmarkt konnten [2017] die Einkommen der heimischen Milchbauern endlich wieder stabilisiert werden“, erklärte der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter VÖM, Helmut Petschar, gestern vor der Presse zur aktuellen Situation auf den Milchmärkten.

 

Die Exporte konnten im Jahr 2017 deutlich zulegen, sie erreichten das bisherige Rekordniveau von 2014, dem Jahr vor der letzten Milchkrise, gestiegen sind ebenfalls die Importe, besonders bei Eigenmarken des Lebensmittelhandels und für die Weiterverarbeitung.

 

Die österreichische Milchwirtschaft hat lt. Petschar auch im letzten Jahr weitere Maßnahmen zur Schärfung der Qualitätsstrategie gesetzt, vor allem im Bereich Tierwohl, bei nachhaltiger Fütterung und beim Verzicht auf den Einsatz von bedenklichen Pflanzenschutzmitteln. „Eine kompromisslose Qualitätsstrategie wird als notwendig erachtet, um den gestiegenen Anforderungen der Konsumenten gerecht zu werden, sie soll auch bestmögliche Voraussetzungen in der Vermarktung der Produkte im Export schaffen“, ergänzte Petschar.

 

Die Umsätze der österreichischen Milchverarbeiter sind 2017 mit ca. 2,7 Mrd. Euro um 10,2 Prozent gestiegen, dies aufgrund höherer Verarbeitungsmengen, vor allem aber aufgrund höherer Verwertungspreise, besonders bei fetthaltigen Produkten. Das Ergebnis vor Steuern (EvS) bezogen auf den Umsatz der Milchverarbeiter kam im Jahr 2017 mit ca. 1,4% auf einem niedrigen Niveau zu liegen.

 

Milcherzeugung

Die österreichische Milchanlieferung ist im Jahr 2017 um insgesamt 3,1% gestiegen. Während in den ersten Monaten noch Rückgänge zu verbuchen waren, kam es besonders gegen Ende des Jahres zu deutlich stärkeren Überlieferungen. Im Jänner 2018 wurde eine Mehranlieferung im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10,2% festgestellt. Dies veranlasste mehrere Molkereien zu Mengenbegrenzungsmaßnahmen, um auch der geänderten Vermarktungslage Rechnung zu tragen.

 

Ein besonderer Anstieg konnte im Bereich Biomilch festgestellt werden, mit einer Produktion von 526.000 Tonnen wurde der Biomilchanteil auf 16,4% (+54.000 Tonnen) gesteigert, ca. 50% der gesamten Mehranlieferung im Jahr 2017 erfolgte im Biobereich. Österreich hat europaweit die höchsten Biomilchanteile.

 

Die Milchpreise sind 2017 in Österreich von 35,41 Cent auf 42,12 Cent/kg um 19% gestiegen (Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen, ab Hof, inkl. MwSt.). Der Wert für Milch mit 4% Fett und 3,4% Eiweiß exkl. MwSt. und Qualitätszuschläge stieg von 28,09 auf 34,05 Cent. Diese Preisanstiege sind vor dem Hintergrund der Preisrückgänge in den vorangegangenen zwei Jahren zu sehen und verweisen auf die hohe Volatilität am Milchmarkt.

 

 

Die Zahl der Milchlieferanten ging im Jahr 2017 von 28.500 auf 27.600 Landwirte um ca. 3,2% zurück, mit 19,7 Kühen im Durchschnitt und einer durchschnittlichen Milchlieferleistung von 6.100 kg je Kuh wirtschaftet der heimische Milchbauer im EU Vergleich höchst extensiv und in kleinen Strukturen. Die durchschnittliche Milchanlieferung je Landwirt stieg von 112 auf 120 Tonnen.


Export

Österreich konnte im Jahr 2017 im Außenhandel deutliche Zuwachse erreichen: Mit einem Exportwert von 1,18 Mrd. EUR (+4,7%) konnten die bisherigen Rekordzahlen des Jahres 2014, dem letzten Jahr vor der Milchkrise, wieder erreicht werden, gestiegen sind aber auch die Importe, diese betrugen 2017 781 Mio. EUR (+8,6%). Insgesamt konnte die heimische Milchwirtschaft einen positiven Exportsaldo von 402 Mio. EUR erreichen, vor allem gegen Ende des Jahres gab es deutliche Zuwächse beim Außenhandelssaldo.

Wichtigstes Außenhandelsprodukt der österr. Milchwirtschaft ist Käse, hier wurden 142.000 Tonnen um 576 Mio. EUR zum Durchschnittspreis von 4,07 EUR je kg exportiert, während 113.000 Tonnen um 447 Mio. EUR (Durchschnittspreis 3,97 EUR je kg) importiert wurden. Zweitwichtigste Produktkategorie sind flüssige Milch und Milchprodukte. Hier wurden im Export 305 Mio. EUR erlöst, während 82 Mio. EUR für Importe ausgegeben wurden.

Butter ist ein traditionelles Importprodukt, hier standen 3.800 Tonnen Exporte 17.500 Tonnen Importe gegenüber, die Exporte erbrachten 20,5 Mio. EUR (Durchschnittspreis 5,38 EUR je kg), während für die Importe 90,5 Mio. EUR zu bezahlen waren (5,17 EUR je kg Durchschnittspreis). Die Kategorie Milch und Rahm eingedickt (vor allem Trockenmilchprodukte) erbrachte mit 11.000 Tonnen im Export 42 Mio. EUR bei Durchschnittspreisen von 3,83 EUR pro kg, während 33.000 Tonnen Importprodukte 61 Mio. EUR kosteten (Durchschnittspreis 1,89 EUR pro kg).


Politik

Das österreichische Regierungsprogramm erhält aus Sicht der VÖM eine Reihe von positiven Ansätzen zur Verbesserung der Situation am Milchmarkt. Die österreichische Milchwirtschaft hofft, dass diese in Abstimmung mit der heimischen Milchwirtschaft zügig umgesetzt werden:

•             Maßnahmen zum weiteren Ausbau der Qualitätsstrategie

•             Herkunftskennzeichnung, die auch Importprodukte umfasst

•             eine Verbesserung der Wettbewerbssituation für Lebensmittelverarbeiter und Landwirte, insbesondere durch konsequente Vermeidung unfairer Handelspraktiken und verbesserte wettbewerbsrechtliche Möglichkeiten

•             Weiterentwicklung der AMA Marketing als serviceorientierte Marketingorganisation für die heimische Milchwirtschaft

•             Entbürokratisierungsmaßnahmen und Entlastung von strukturbedingten höheren Kosten (z.B. Unterstützung bei Milchtransportkosten)

•             Maßnahmen zur Absicherung und zum weiteren Ausbau des Milchstandorts Österreich als wesentlichen Wirtschaftszweig und Stabilitätsfaktor im ländlichen Raum

•             Unterstützung beim Ausbau und der Modernisierung der Be- und Verarbeitungsanlagen

•             Schaffung von weiteren Außenhandelsmöglichkeiten durch geeignete internationale Abkommen und Unterstützung bei der Öffnung von Exportmärkten

•             Geeignete Rahmenbedingungen in der österreichischen und EU-Agrarpolitik zur Stärkung einer starken und wettbewerbsorientierten Milchwirtschaft

 

Die weitere Entwicklung am Milchmarkt wird einerseits von der internationalen Entwicklung der Angebots- und Nachfrageverhältnisse abhängen, die auch in Österreich die Richtung vorgeben werden. „Zu einem wesentlichen Anteil wird die Entwicklung der heimischen Milchwirtschaft aber von der Bereitschaft des österreichischen Handels und der heimischen Konsumenten abhängen, inwieweit die höheren Qualitäten der heimischen Milchprodukte im Einkaufsverhalten mitgetragen und abgegolten werden,“ sagte Petschar.

Moproweb / moproweb

Artikel mit Bildern drucken Artikel ohne Bilder drucken

Newsletteranmeldung

Bitte geben Sie Ihre Daten an.
Felder mit * sind Pflichtfelder.
Bitte wählen Sie die passenden Newsletter aus:
Datenschutz:

Newsletterabmeldung

Die Abmeldung von unseren Newslettern ist über den Abmeldelink am Ende jedes Mailings möglich.