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Warum ist Kuhmilch so billig?

Datum: 07.07.2022Quelle: molkerei-industrie

Oatly fordert die Aufnahme von Hafergetränken in das EU-Schulprogramm. Begründet wird dies u. a. damit, dass die Aufnahme pflanzlicher Milchalternativen in das EU-Schulprogramm dazu beiträgt, nachhaltige Ernährungsgewohnheiten bei Kindern zu fördern. Nachhaltigkeit ist eine Sache, wie sieht es mit dem Nährwert von Hafergetränken versus Kuhmilch aus? molkerei-industrie fragte Svenja Fritz, Head of Communications & Public Affairs bei Oatly, über die Hintergründe.

Fritz: Jedes Kind hat andere Bedürfnisse, was ihre Ernährung zu einem sehr komplexen Thema macht. Nährwerte wie Kalzium, B12 und Jod tragen wesentlich zu einer gesunden Ernährung bei, doch bedarf es zu ihrer Abdeckung nicht zwingend Kuhmilch. Angereicherte pflanzliche Milchalternativen enthalten diese wichtigen Inhaltsstoffe ebenfalls, tragen dabei, anders als Kuhmilch, gleichzeitig im Rahmen einer nachhaltigen Ernährung zur Zukunft unseres Planeten, zur Zukunft unserer Kinder bei.

Zitat Niko Rittenau: „In den USA und Kanada beispielsweise ist pflanzliche Milch, wenn sie mit Nährstoffen entsprechend angereichert ist, bereits ganz selbstverständlich neben der Kuhmilch in Lehrmaterialien und Ernährungspyramiden zu finden. Warum gilt das bislang nicht auch in Europa?“  Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass es uns nicht um den Ersatz von Kuhmilch durch pflanzliche Milchalternativen geht, sondern um eine Ergänzung des EU-Schulprogramms um diese Alternative.

mi: Schaut man sich die Zutatenliste an, stellt sich die Frage, warum sich ausgerechnet Haferdrinks für Kinder gut eignen?

Friztz: Wir setzen uns dafür ein, dass das EU-Schulprogramm auch Kinder berücksichtigt, die aus verschiedensten Gründen keine Kuhmilchprodukte zu sich nehmen können oder wollen. Generell eignen sich pflanzliche Milchalternativen als Ersatz oder Alternative zu Kuhmilch, sofern sie ein ähnliches Nährstoffprofil beispielsweise in Bezug auf den Kalziumgehalt aufweisen. Speziell Haferdrinks beinhalten zudem Ballaststoffe, die in Kuhmilch nicht zu finden sind. Hinzu kommt, dass sie in der Regel weniger ungesättigte Fette aufweisen. Wie bereits oben beschrieben, hat jedes Kind andere Bedürfnisse, wenn es um die Ernährung geht. Die Nährstoffzufuhr sollte grundsätzlich aber nicht von einem einzigen Lebensmittel abhängen – die gesamte Ernährung sollte ausgewogen sein.

mi: Oatly hat einen neuen Werbespot veröffentlicht. In dem Film „dealen“ Kinder auf dem Schulhof Haferdrinks. Besonders kindgerecht ist dies ja nicht. Außerdem erweckt der Spot den Eindruck, dass gegen Schulmilch „geschossen“ wird. Ist solch ein Spot wirklich der richtige Weg, um zu erreichen, dass Hafergetränke in das Schulprogramm aufgenommen werden?

Fritz: Der Spot soll zeigen, wie absurd es ist, dass das EU-Schulprogramm es nicht zulässt, dass die Kinder selbst zwischen tierischer und pflanzlicher Milch wählen können, sondern alternative Wege finden müssen, dies zu tun. Wir engagieren uns nicht gegen die Kuhmilch-Ausgabe an Schulen, sondern dafür, dass pflanzliche Milchalternativen nicht mehr ausgeschlossen werden. Und wenn jemand unseren Humor dabei nicht teilt, ist das in Ordnung.

mi: Haferdrinks bestehen zu 90 bis 95 Prozent aus Wasser. Was macht sie so teuer?

Fritz: Die Preisgestaltung ist ein komplexes Thema – aber grundsätzlich würden wir die Frage hier gerne anders stellen, nämlich: Warum ist Kuhmilch so billig? Der Preis, den die Konsumenten im Supermarkt in Deutschland für einen Liter Kuhmilch bezahlen, deckt in der Regel nicht einmal die Produktionskosten. Diese Preise können nur durch Zuschüsse und Subventionen aufrechterhalten werden. Gleichzeitig sind pflanzliche Alternativen zwar auf dem Vormarsch, die Produktionsmengen sind aber noch deutlich geringer, was zu höheren Preisen führt. Hinzu kommt die ungleiche Besteuerung: Während Kuhmilch mit 7 % Mehrwertsteuer besteuert wird, sind es bei Haferdrinks ganze 19 %.

 

Das Interview führte Anja Hoffrichter, Red. molkerei-industrie.

 

Foto: Oatly

Roland Sossna / moproweb

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