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Österreichische Milchwirtschaftliche Tagung 2022

Datum: 20.09.2022Quelle: HBLFA Tirol
Die Akteure der Österr. Milchwirtschaftlichen Tagung 2022 von links nach rechts: Johann Költringer, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung der Österreichischen Milchwirtschaft, Michael Riegler, Obersteirische Molkerei eGen, Dr. Franz Sinabell, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter,  SektChef DI Johannes Fankhauser, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, Ronald Zecha, HBLFA Tirol und Dr. Klaus Dillinger, Forschungsleitung (Foto: HBLFA Tirol)

 

 

Ganz im Zeichen der Milchwirtschaft stand das Schloss Gabelhofen in der Steiermark am 15. und 16. September 2022. Im Rahmen der Österreichischen Milchwirtschaftlichen Tagung zum Thema „Milchmarkt unter neuen Normalitäten?“ trafen sich 125 Entscheidungsträger zum fachlichen und wissenschaftlichen Austausch. Im Vordergrund standen zunächst die Auswirkungen der derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Kriegs in der Ukraine. Wiederkehrende Diskussionspunkte sowohl in den Referaten als auch in der Podiumsdiskussion waren die Sicherstellung der Versorgungssicherheit mit Milch und Milchprodukten, die Weiterentwicklung der Qualität und die Herausforderungen in der bäuerlich orientierten Milchproduktion in Österreich.

Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter berichtete über die aktuellen Entwicklungen der Milchwirtschaft. Er präsentierte wesentliche Erfolge im Qualitätsbereich, beispielsweise beim Anteil der Bio-Milch, der von 4,2% im Jahr 1998 auf 19,4% im Jahr 2021 gestiegen ist. Insbesondere die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich die Märkte im Umbruch befinden. Regionalität und biologische Landwirtschaft haben an Bedeutung gewonnen. Zusätzliche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen und die in Folge des Ukraine-Kriege eklatant gestiegenen Kosten etwa für Energie oder Rohstoffe sowie die hohe Inflation führen aber auch zu deutlichen Steigerungen bei den Preisen von Milch und Milchprodukten. Diese sind wiederum ein wesentlicher Bestandteil der Lebensmittelversorgung in Österreich und somit systemrelevant. Deshalb müsse die Energieversorgung der milchverarbeitenden Betriebe und die Unterstützung beim Umstieg auf Alternativenergien zum Gas hohe Priorität haben, so Petschar.

Dr. Franz Sinabel vom Wifo-Institut beleuchtete in seinem Referat die marktpolitischen Perspektiven und Aussichten für die Rohstoff-, Agrar- und Milchmärkte. Es verwiese auf die große Volatilität der Preise bei landwirtschaftlichen Produkten und die zu erwartende Steigerung der Lebenshaltungskosten. Es sei erforderlich, die Produktivität im selben Maß zu steigern.

Danach berichtete Prof Dr. Wilhelm Windisch von der TU München über Zusammenhänge und Möglichkeiten der Milchwirtschaft und dem Klimaschutz. Er verwiese auf die laufende Verknappung der für die Lebensmittelproduktion verfügbaren Fläche. Derzeit müsse ein Fußballfeld drei Menschen ernähren. Im Jahr 2050 werden es fünf sein. Diese Verknappung der landwirtschaftlichen Fläche sei eine enorme Bedrohung. Deshalb werde die Nahrungskonkurrenz durch Nutztiere zunehmend problematisch. Gleichzeitig müsse aber auch beachtet werden, dass die Landwirtschaft überwiegend nicht essbare Biomasse erzeugt. 1kg veganes Lebensmittel erzeugt mindestens 4 kg essbare Biomasse, die es auch zu nutzen gilt. Wiederkäuer sind in der Lage, diese zu verwerten und für den Menschen nutzbare Nahrungsmittel wie Milch oder Fleisch zu erzeugen. Wichtig sei, den Nutztieranteil jeweils nach den regionalen Gegebenheiten so abzustimmen, dass möglichst viel von der für den Menschen nicht essbaren Biomasse genutzt werden könne. Dazu zählen auch Steilwiesen, an denen keine Äcker angelegt werden können, die aber Gras oder Heu für Milchvieh liefern. Gleichzeitig müsse ein zu großer Anteil an Nutztieren vermieden werden, um einer Nahrungskonkurrenzsituation auszustellen. Windisch betonte, dass auch die Umweltwirkungen der Nahrungsproduktion ihr Minimum nur mit Nutztieren erreiche.

Zusammen mit Dr. Hamedinger von der AMA Marketing GesmbH., Dr. Thomas Guggenberger von der Bundesanstalt Raumberg Gumpenstein und Jakob Karner, Milchbauer und Obmann der Obersteirischen Molkerei vertieften die Referenten ihre Ausführungen in einer Podiumsdiskussion.

Der zweite Tag widmete sich vornehmlich rechtlichen, wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen: Zu Beginn sprach SektChef Dr. Ulrich Herzog vom Gesundheitsministerium in seinem Referat über aktuelle Kennzeichnungsvorhaben für Lebensmittel, danach folgte ein Referat von Dr. Johanna Burtscher vom Institut für Lebensmittelwissenschaften an der Universität für Bodenkultur zum Thema Vermeidung von Clostridien. In weiterer Folge berichtete Dr. Henry Jäger vom Institut für Lebensmitteltechnologie an der Universität für Bodenkultur über die sogenannten „Kaltpasteurisation“, da sind neue energiesparende Technologien zu, Ersatz oder Ergänzung der klassischen Pasteurisation. Abschließend stellte DI Rüdiger Sachsenhofer von der AMA Marketing den aktuellen Stand der Tierwohlkennzeichnung vor.

Die Tagung fand erstmals wieder seit zwei Jahren als physische Veranstaltung statt und wurde von der HBLFA Tirol gemeinsam mit dem Verein zur Förderung der Österreichischen Milchwirtschaft und der Obersteirischen Molkerei organisiert.

Die nächste Österreichische Milchwirtschaftliche Tagung findet mit Unterstützung der Tirol Milch am 14. und 15. September 2023 an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Tirol in Rotholz statt.

Roland Sossna / moproweb

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